Zusammenfassung
Beschrieben wird das Lebensereignis Krebserkrankung als konfliktreicher existenzieller
Hintergrund, vor dem Psychotherapien mit krebserkrankten Menschen gestaltet und beendet
werden. Spezifische Bedingungen der Abschlussphase werden erörtert wie der handlungsleitende
Primat der Erkrankung, der Umgang mit Realängsten, die Beziehungsgestaltung angesichts
der Ungewissheit von Krankheitsverläufen sowie die Bedeutung aktiver Kommunikation
des Psychotherapeuten. Ausgehend von einem Fallbeispiel werden die Problematik einer
Beendigung bei einem progredienten Krankheitsverlauf dargestellt sowie der Umgang
mit Gefühlen des Scheiterns diskutiert. An einem weiteren Fallbeispiel wird die Wirkung
von Therapiepausen während der Beendigung für die Stärkung von Autonomie sowie als
Rückfallprophylaxe gezeigt. Die Notwendigkeit aktiver respektvoller Kommunikation
für die psychotherapeutische Beziehung angesichts offener existenzieller Fragen wird
betont.
Schlüsselwörter
Psychoonkologie - psychosoziale Onkologie - Therapieende - Abschluss - Beendigung
- Scheitern - Rückfallprophylaxe
Literatur
- 1 Bettighofer S. Übertragung und Gegenübertragung im therapeutischen Prozess. 2. Aufl. Stuttgart;
Kohlhammer 2000: 134
- 2
Eicher P.
Scheitern.
ThPQ.
2005;
4
339-347
- 3 Geissler K A. Schlusssituationen: die Suche nach dem guten Ende. Weinheim; Beltz
1994
- 4 Gerdes N.
Der Sturz aus der normalen Wirklichkeit und die Suche nach Sinn. In: Schmidt W (Hrsg) Jenseits der Normalität, Leben mit Krebs. München; Kaiser 1986
(Volltext unter www.dapo-ev.de)
- 5 Herschbach P, Huber B.
Psychotherapie bei onkologischen Erkrankungen aus gesprächspsychotherapeutischer Sicht. In: Faller H (Hrsg) Psychotherapie bei somatischen Erkrankungen. Stuttgart; Thieme
2004: 57-64
- 6 Herschbach P.
Psychoonkologie - Zwischen psychiatrischer Klassifikation und krankheitsspezifischer
Belastung. In: Herschbach P, Heußner P, Sellschopp A (Hrsg) Psycho-Onkologie, Perspektiven heute. Lengerich;
Pabst 2006: 65-78
- 7 Klocke P. Scheitern als Weg. Kein & Aber,. Audio CD 2006
- 8 May R. Freiheit und Schicksal. Frankfurt; Fischer 1985: 194
- 9
Petzold H.
Editorial - Der Tod, die Psychotherapeuten und die Verdrängung des Todes.
Integrative Therapie.
1990;
16 (3)
171
- 10 Weber S, Frick E.
Zur Bedeutung der Spiritualität von Patienten und Betreuern in der Onkologie. In: Sellschopp M et al. (Hrsg) Tumormanual Psychoonkologie. München; Zuckerschwert
2002: 106-109
- 11 Weis J. Leben nach Krebs. Belastungen und Krankheitsverarbeitung im Verlauf einer
Krebserkrankung. Bern; Huber 2002
- 12 Wittorf S. Die Abschlussphase von Psychotherapien, Grundlagen der Beendigung psychotherapeutischer
Behandlungen. Lengerich; Pabst Digitale Bibliothek 2001
- 13 Zettl S.
Schweigen ist Gold? Zur vorherrschenden Praxis der Sexualberatung in der Onkologie. In: Schneider E, Keller M (Hrsg) Der Körper in der Psychoonkologie. Münster; Tosch-Verlag
1996: 75-81
1 Meine Orientierung und Haltung ist geprägt durch Aus- und Weiterbildungen in Gestalttherapie,
Psychodynamischer Psychotherapie, Psychosozialer Onkologie sowie in buddhistischer
Psychologie.
2 Krankheitsspezifische Belastungen sind im Rahmen des ICD-10 nicht darstellbar, sodass
bisher angemessene Rahmenbedingungen für Psychotherapien mit schwer körperlich erkrankten
Menschen fehlen.
3 Diese Themen verbindet, dass sie aus vielerlei Gründen selten von Patienten direkt
angesprochen werden, obgleich ein großes Bedürfnis besteht, darüber zu sprechen.
4 Palliativmedizin (pallium [lat.] = Mantel) Der curativen, ,heilenden‘ Medizin sind
bei schwersten Erkrankungen ab einem bestimmten Zeitpunkt die Möglichkeiten zu einer
Verbesserung oder Wiederherstellung genommen. Ziel der Palliativmedizin sind Erhalt
und Verbesserung der Lebensqualität.
5 Ich bedanke mich für die Erlaubnis der Patientin, aus ihrem Brief zu zitieren.
Korrespondenzadresse:
Dr. Susanne Wittorf, Dipl.-Psych.
Schützenstraße 66
49084 Osnabrück
Email: susanne.wittorf@web.de