Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(11): 531
DOI: 10.1055/s-2006-958486
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TULIPA-Register - Erste Daten zur Versorgungssituation bei Thrombosen

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Publication Date:
12 December 2006 (online)

 
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Kontrollierte Studien spiegeln jeweils nur einen Ausschnitt der klinischen Situation wider, ein vollständigeres Bild kann eine systematische Versorgungsforschung unter "real-life"-Bedingungen liefern. Für die Venenthrombose wurde dies mit der Initiierung des TULIPA-Registers (Thrombose mit und ohne Lungenembolie bei Patienten im ambulanten Bereich) umgesetzt. Auf dem DGA-Kongress in Dresden wurden jetzt erste Daten zur Thrombosebehandlung in ambulanten Praxen vorgestellt.

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Gutes Gespür der Hausärzte

Am TULIPA-Register beteiligten sich in ganz Deutschland 326 Praxen. Diese erfassten 4958 Patienten mit Verdacht auf tiefe Venenthrombose (TVT), die folgendermaßen aufgeteilt wurden: Gruppe A: TVT-Nachweis (n=1388), Gruppe B: TVT-Ausschluss (n=3372), Gruppe C: initial unklare Diagnose (n=198).

Etwa 86% der Verdachtsfälle waren vom Hausarzt überwiesen worden. Im Schnitt dauerte es 2,3 Tage bis zur gezielten TVT-Diagnostik. Bei 50% der Patienten waren die Thrombosen proximal und bei 36% nur im Unterschenkel lokalisiert. Die Kollegen hätten ein gutes Gespür gehabt, kommentierte Prof. R. M. Bauersachs, Darmstadt. Denn Patienten mit bestätigter Thrombose seien etwa doppelt so oft antithrombotisch vorbehandelt gewesen als solche mit TVT-Ausschluss (25 vs 12%).

Bei fast der Hälfte der TVT-Patienten und immerhin einem Drittel der TVT-Ausschlussfälle gab es mehr als einen Hinweis auf eine Thromboseprädisposition. Das erklärt nach Bauersachs wohl auch die - im Vergleich zu epidemiologischen Studien - niedrigen "Odds-Ratios" für klassische Risikofaktoren wie beispielsweise 1,7 für eine Thromboembolie in der Anamnese oder 1,6 beziehungsweise 1,5 für eine Operation beziehungsweise akute Erkrankung innerhalb des letzten Monats.

TULIPA bestätigte auch die Bedeutung des Alters. Mit jedem Jahr steigt die Wahrscheinlichkeit für eine tiefe Beinvenenthrombose um 1%. Bei der multivariaten Analyse zeigte sich, dass bei Männern, die wegen eines TVT-Verdachts zum Spezialisten überwiesen werden, das TVT-Risiko für das Vorliegen einer TVT um den Faktor 1,9 höher ist als bei Frauen. In TULIPA betrug das Verhältnis bei den Überweisungen von Frauen und Männern etwa 2:1. Bei 76% der Frauen und bei 63% der Männer wurde eine TVT ausgeschlossen. Mit fortlaufender Auswertung soll TULIPA weitere Daten liefern, um Konsequenzen für das folgende Management der Behandlung abzuleiten.

Quelle: Presseinformation von GlaxoSmithKline, München.