Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(3): A 70
DOI: 10.1055/s-2005-867125
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neue Therapieoption - Die überaktive Blase wird durch Darifenacin selektiv kontrolliert

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die Therapie der überaktiven Blase (OAB = overactive bladder) kann mit der neuen Therapieoption Darifenacin[1], einem selektiven Muskarin-3-Rezeptorantagonisten, verbessert werden. Bisher erhielten die meisten Patienten keine adäquate Therapie; oft deshalb, weil das Krankheitsbild in der Öffentlichkeit tabuisiert wurde und wenig bekannt war; aber auch durch eine mangelnde Compliance der Patienten: durch störende Nebenwirkungen der bislang verfügbaren Medikamente brachen die Patienten die Behandlung oftmals verfrüht ab. Die typischen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Obstipation oder Kopfschmerz können durch den neuen M3-Rezeptorantagonist nun reduziert werden, wie PD Theodor Klotz, Weiden, im Rahmen eines Fachpressegesprächs sagte.

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Weniger Nebenwirkungen

Insbesondere bei den älteren Patienten - häufig von einer überaktiven Blase betroffen - zeige sich die gute Verträglichkeit von Darifenacin. Die Nebenwirkungen seien mild bis moderat. Eine gewisse Mundtrockenheit könne zwar wie eine verzögerte Kolonpassage nicht gänzlich vermieden werden, aber: "Entscheidend ist, dass diese unter Darifenacin nicht zu einem Abbruch der Therapie führen", sagte Klotz. Die typische Mundtrockenheit sei deutlich geringer ausgeprägt als unter der Medikation mit anticholinerg wirksamen Präparaten.

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Mehr Sicherheit

Durch die selektive Wirkung auf den M3-Rezeptor würden auch nicht mehr kardiale Effekte auf den Herzmuskel und die Herzfrequenz beobachtet als unter Plazebo: der im Herzmuskel vorkommende M2-Rezeptor werde durch Darifenacin kaum beeinflusst, meinte Klotz. Gleiches gelte für die im Gehirn vorkommenden M1-Rezeptoren.

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Verbesserte Lebensqualität für den Patienten

Der neue Wirkstoff wurde in 98 klinischen Studien mit mehr als 10000 Patienten geprüft. Die Studien zeigten: Darifenacin ist klinisch gut wirksam und dabei gut verträglich. Es reduziert die Miktionsfrequenz um bis 25% und die wöchentlichen Inkontinenzepisoden - sowohl bei jüngeren und älteren Patienten gleichermaßen - um 77% (Abb. [1]). Bei rund zwei Drittel der Patienten wurden die Inkontinenzepisoden um 50%, bei rund einem Viertel um fast 90% reduziert. Durch die Einmalgabe von Darifenacin verbessere sich auch die Nykturie deutlich; die Patienten seien tagsüber leistungsfähiger und ausgeruhter, begründete Klotz die unter Therapie gesteigerte Lebensqualität für diese Patienten.

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Die Studienlage sei klar, so Klotz: Die Wirkung des neuen M3-Rezeptorantagonisten trete rasch ein und ist bereits nach zwei Wochen gegenüber Plazebo statistisch signifikant. Wesentlicher Vorteil von Darifenacin seien die reduzierten Nebenwirkungen und die gute Akzeptanz bei den Patienten: Die gesteigerte Compliance ermögliche so eine wirksame und erfolgreiche Langzeittherapie bei überaktiver Blase, sagte Klotz.

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Definition der überaktiven Blase

Die Internationale Kontinenzgesellschaft (ICS) definierte 2002 die Überaktive Blase (OAB) als Syndrom des imperativen Harndrangs mit oder ohne Inkontinenz, meist einhergehend mit erhöhter Miktionsfrequenz und Nykturie. Dabei wurden die Symptome folgendermaßen definiert:

Imperativer Harndrang

Plötzliches zwingendes und kaum aufzuschiebendes Bedürfnis zum Wasserlassen.

Dranginkontinenz (UUI, Urinary Urge Incontinence)

Unfreiwilliger Harnabgang begleitet von, oder unmittelbar nach Harndrang.

Erhöhte Miktionsfrequenz

Individuelle Beschwerde des Patienten über zu häufiges Wasserlassen (> 8 in 24 Stunden).

Nykturie

Nächtliches Erwachen aufgrund von Harndrang.

Patienten können eine Kombination mehrerer Symptome aufweisen oder auch nur eines. Studien zeigen, dass eine erhöhte Miktionsfrequenz das häufigste Symptom darstellt (85% aller Personen über 40 Jahre), gefolgt von Harndrang (54%) und Dranginkontinenz (36%).

François Werner, Stuttgart

Quelle: Ausbietungskonferenz "Neue Perspektiven in der Behandlung des Syndroms der überaktiven Blase", Januar 2005 in Berlin, Veranstalter: Bayer Vital GmbH, Leverkusen.

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Quellen

  • 1 Chapple C. Eur Urol Suppl . 2004;  3(2) A512
  • 2 Chapple C.R.J. Urol. 2004;  171(suppl 4) 130 (A487)
  • 3 Nichols D. et al.  . Neurourol Urodyn . 2001;  20 (4) A354
  • 4 Kay G. Prog Urol. 2004;  14 (Suppl 3) P65
  • 5 Haab F. Eur Urol. 2004;  45 420-429
  • 6 Khullar V. J Urol . 2004;  171 (Suppl 4) 130:A491
  • 7 Haab F. et al. . Eur Urol. 2004;  45 420-429

02 Emselex®, Bayer Vital

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Quellen

  • 1 Chapple C. Eur Urol Suppl . 2004;  3(2) A512
  • 2 Chapple C.R.J. Urol. 2004;  171(suppl 4) 130 (A487)
  • 3 Nichols D. et al.  . Neurourol Urodyn . 2001;  20 (4) A354
  • 4 Kay G. Prog Urol. 2004;  14 (Suppl 3) P65
  • 5 Haab F. Eur Urol. 2004;  45 420-429
  • 6 Khullar V. J Urol . 2004;  171 (Suppl 4) 130:A491
  • 7 Haab F. et al. . Eur Urol. 2004;  45 420-429

02 Emselex®, Bayer Vital

 
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