Zusammenfassung
Hintergrund: In jüngster Zeit sind Initiativen aus dem Bereich der Psychiatrie zu verzeichnen,
Konzepte für eine Integrierte Versorgung der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen
zu entwickeln. Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung für den Indikationsbereich
der depressiven Störungen, doch auch für Demenz werden erste Ansätze diskutiert. Methode: In diesem Beitrag werden zunächst der gesetzliche Hintergrund und die bisherige Vertragsentwicklung
der Integrierten Versorgung in Deutschland geschildert. Resultate: Es wird deutlich, dass die Integrierte Versorgung noch keinen hohen Entwicklungsstand
erreicht hat. In aller Regel werden nahe liegende Leistungskomplexe, z. B. interventionelle
Kardiologie oder Endoprothetik plus Rehabilitation, in einem Vertrag zusammengefasst.
Des Weiteren wird das „Rahmenkonzept Integrierte Versorgung Depression” der Deutschen
Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde diskutiert. Dieses
Konzept, welches im Kern aus diagnostischen und therapeutischen Leitlinien sowie Schnittstellendefinitionen
besteht, erscheint inhaltlich sinnvoll, kann aber auch im Sinne einer Selbstverpflichtung
ohne sozialrechtliche Vertragskonstruktion verstanden werden. Schlussfolgerungen: Für einen Vertragsabschluss unter dem Namen Integrierte Versorgung fehlen dem Rahmenkonzept
Konkretisierungen hinsichtlich Organisationsmanagement und Finanzierung. Überlegungen
zur Integrierten Versorgung Demenz sind noch weniger fortgeschritten. Grund dafür
ist, dass die Diagnose- und Behandlungswege im Vergleich zur Depression nicht so detailliert
beschrieben, konsensfähig oder gar evidenzbasiert sind. Auch über die Definition der
Schnittstellen herrscht Uneinigkeit. Der Artikel schließt dennoch mit einem positiven
Ausblick: Wie das Beispiel der Integrierten Versorgung von Menschen mit psychischen
Alters- und Demenzerkrankungen in Kaufbeuren zeigt, lassen sich trotz des relativ
schlechten Erkenntnisstandes über demenzielle Erkrankungen Konzepte für eine bessere
Versorgung der Patienten und Angehörigen entwickeln.
Abstract
Background: In Germany there is an increasing amount of initiatives towards the development of
concepts of integrated care for patients with common psychiatric illnesses. Leading
is a concept for patients suffering from depression, but concepts for patients with
dementia are also discussed. Methods: This article provides insight into the legal backgrounds and the status quo of contracts
on integrated health care in Germany. Results: Integrated health care in Germany has not yet reached a high degree of development
as the majority of contracts deals with close-by medical areas e. g. cardiology or
surgery and rehabilitation. In the following the “basic concept integrated health
care depression”, published by the German society for psychiatry, psychotherapy, and
neurology (DGPPN) is discussed. This concept focuses on diagnostic and therapeutic
guidelines and on pathways through the sectors of the health care system. With regard
to content the concept seems well elaborated but a precise description of the management
structure and the mode of financing is lacking. Conclusions: The discussion on integrated health care for demented patients has not even reached
this point. This is due to the fact, that for dementia a consensus on diagnostic and
therapeutic guidelines and on pathways through the sectors of the health care system
are lacking. But these lacks of evidence on diagnostic and therapeutic procedures
should not hinder efforts to improve health care for patients with dementia and their
relatives. An innovative model of integrated health care for elderly patients with
psychiatric illnesses and dementia is shortly drafted.
Schlüsselwörter
Demenz - Depression - Integrierte Versorgung
Key words
dementia - depression - integrated health care - managed care
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Dr. med. Hanna Kaduszkiewicz
Institut für Allgemeinmedizin · Zentrum für Psychosoziale Medizin · Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Email: kaduszki@uke.uni-hamburg.de