Rehabilitation (Stuttg) 2005; 44(2): 121-122
DOI: 10.1055/s-2004-834737
Tagungsbericht
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Bericht über die Jahrestagung des Rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbundes Niedersachsen/Bremen „Rehabilitation: Barrieren, Kosten und Optimierung” am 19.11.2004 in Oldenburg

Report of the Annual Convention of the Lower Saxony/Bremen Rehabilitation Research Network, on Theme „Rehabilitation: Barriers, Costs, and Optimisation”, November 19, 2004 in OldenburgF.  Petermann1
  • 1Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation (ZKPR), Universität Bremen
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Publication History

Publication Date:
24 March 2005 (online)

Am 19. November 2004 fand im Kulturzentrum PFL in Oldenburg die Jahrestagung des Rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbundes Niedersachsen/Bremen mit dem Schwerpunkt „Rehabilitation: Barrieren, Kosten und Optimierung” statt. Die Veranstaltung wurde von Herrn Prof. Dr. F. Petermann geleitet und in Kooperation mit der Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen realisiert[1].

In einem ersten Teil der Veranstaltung wurde das Rahmenthema durch neun Vorträge strukturiert, in einem zweiten Teil fanden vertiefend drei Workshops statt, in denen insbesondere auf die praktische Umsetzbarkeit bislang erzielter Forschungsergebnisse eingegangen wurde. Die Ergebnisse und Inhalte der Tagung werden in Kürze in einem Tagungsband erscheinen [1].

Der Rehabilitationswissenschaftliche Forschungsverbund Niedersachsen/Bremen ist einer von bundesweit acht Forschungsverbünden, die seit 1998 vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) und der Deutschen Rentenversicherung (VDR) mit dem Ziel gefördert werden, die rehabilitationswissenschaftliche Forschungsinfrastruktur zu stärken, um die Wirksamkeit und Qualität der medizinischen Rehabilitation zu verbessern. Der Anlass der Jahrestagung und die Wahl des Schwerpunktthemas bildeten zum einen die in Kürze endende zweite Förderphase des Verbundes und die damit verbundene Ergebnisdarstellung, zum anderen wurde an der Universität Bremen zum 1. Mai 2004 eine Stiftungsprofessur für Rehabilitationspsychologie für sechs Jahre eingerichtet.

In einem einführenden Vortrag skizzierte der Geschäftsführer der Landesversicherungsanstalt (LVA) Oldenburg-Bremen, Herr P.-O. Weber, die gegenwärtige Situation der medizinischen Rehabilitation und beleuchtete die verschiedenen Blickwinkel und Interessenslagen, aber auch den allgemeinen Kostendruck und den damit verbundenen Wunsch nach Effektivitätsnachweisen und Evidenzbasierung. Der Stellenwert und die Förderung der Rehabilitationsforschung auf Seiten der LVA Oldenburg-Bremen wurde deutlich durch die seit 1992 bestehende Kooperation mit der Universität Bremen. Frau Prof. Dr. P. Hampel gab im Anschluss in ihren Ausführungen einen Überblick über ihre Tätigkeiten im Rahmen ihrer Stiftungsprofessur. Dabei wurde der Bereich Barrieren exemplarisch aus der Sicht der Leistungsträger, Leistungserbringer, aber auch aus Sicht der Patienten betrachtet. Darüber hinaus stellte Frau Hampel verschiedene bereits laufende und in Planung befindliche Projekte vor, wie zum Beispiel ein Anti-Stress-Training für Kinder und Jugendliche, und ging insbesondere auf die Komorbidität und biopsychosozialen Behandlungsansätze sowie geschlechtsspezifischen Aspekte bei Interventionen ein.

Einen Überblick über die Bedeutung der medizinischen Rehabilitation im Gesundheitswesen wurde nachfolgend von Herrn Dr. M. Morfeld (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Arbeitsgruppe Prof. Dr. Dr. U. Koch) gegeben. Hierbei wurden ausgewählte sozioökonomische Aspekte, die Situation der Rehabilitation in Deutschland und auch längerfristige Entwicklungstrends dargestellt.

Der Bereich Barrieren bildete im Beitrag von Herrn Dr. A. Kobelt (Medizinische Hochschule [MH] Hannover) einen zentralen Aspekt. Gezielt wurde die Frage nach dem Ausmaß der Erschöpfung bei antragstellenden Versicherten der LVA Hannover und dem sich daraus ableitenden moderierenden Zusammenhang mit der Rehabilitationsbedürftigkeit beantwortet. Darüber hinaus konnten anhand eines Screenings diesbezüglich wertvolle Informationen für die Antragsentscheidung abgeleitet werden.

Der Bereich Kosten wurde im Beitrag von Herrn Dr. C. Krauth (MH Hannover) anhand von Patientenschulungsprogrammen bei chronischer Erkrankung und die sich durch diese Intervention möglichen Einsparpotenziale verdeutlicht.

Frau Dr. I. Ehlebracht-König (Rehazentrum Bad Eilsen) stellte in ihrem Beitrag Forschungsergebnisse aus dem Bereich Nachsorge, insbesondere in Bezug auf das Bewegungsverhalten, von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen dar. Hier wurde explizit auf (auch geschlechtsspezifische Unterschiede bei) Einstellungen zur Bewegung nach dem Reha-Aufenthalt eingegangen. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes wurden im Anschluss im Beitrag von Frau N. Jalilvand (MH Hannover) auch aus gesundheitsökonomischer Sicht erläutert. Der Schwerpunkt des Beitrages von Herrn Priv.-Doz. Dr. B. Jäger (MH Hannover) bildete das Ausmaß und die Ausgestaltung des Reha-Wunsches bei Patienten mit Tinnitus und den Besonderheiten der Krankheitsverarbeitung im Hinblick auf den Krankheitsverlauf. Nachfolgend stellte Frau I. Brandes (MH Hannover) auf Grundlage dieser Ergebnisse die Krankheitskosten dieser Patientengruppe dar.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden in drei Workshops vertiefend spezielle Fragestellungen im Hinblick auf die praktische Umsetzbarkeit in Einrichtungen der Rehabilitation bearbeitet, wie die Methodik gesundheitsökonomischer Datenerhebung und -auswertung (Dr. C. Krauth), Interventionsstrategien bei sozialmedizinischen Problemen in der medizinischen Rehabilitation (Dr. A. Kobelt) sowie Vorgehen, Nutzen und strukturelle Voraussetzungen bei der Implementierung von Patientenschulungsmaßnahmen (A. Bönisch/Dr. I. Ehlebracht-König).

Insgesamt konnte die Veranstaltung ein breites Spektrum rehabezogener Aspekte und Fragestellungen sowohl theoretisch als auch praktisch bearbeiten.

Literatur

  • 1 Petermann F (Hrsg). Barrieren, Kosten und Optimierung in der medizinischen Rehabilitation. Regensburg; Roderer 2005 im Druck

1 Die Veranstaltung wurde mit finanzieller Unterstützung der Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen und der Nolting-Hauff-Stiftung zur Förderung der Wissenschaften und der Universität Bremen durchgeführt.

Prof. Dr. Franz Petermann

Direktor ZKPR · Universität Bremen

Grazer Straße 2 u. 6

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Email: fpeterm@uni-bremen.de

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