Gesundheitswesen 2004; 66(8/09): 518-521
DOI: 10.1055/s-2004-813265
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Förderung der Intention zur Tabakabstinenz bei Patienten in der hausärztlichen Praxis

Promoting the Intention to Quit Smoking Among GP PatientsS. Ulbricht1 , C. Meyer1 , A. Schumann1 , H.-J Rumpf2 , G. Bischof2 , U. Hapke1 , U. John1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
  • 2Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Die Studie ist Teil des Suchtforschungsverbundes „Early substance use Intervention (EARLINT)”. Der Forschungsverbund wird im Rahmen des Programms „Forschungsverbünde für Suchtforschung” vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert (01 EB 0121).
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Publication Date:
16 September 2004 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die verbreitete Inanspruchnahme des Hausarztes durch die Bevölkerung und das Vertrauensverhältnis zum Patienten weisen die Hausarztpraxis als besonders geeignet für sekundärpräventive Interventionen zum Tabakrauchen aus. Es ist jedoch weniger darüber bekannt, in welchem Maße Raucher für Interventionen in der Hausarztpraxis erreichbar sind und auf welche Änderungsbereitschaft der Patienten ärztliche Beratung trifft. Zudem fehlen Informationen darüber, wie weit sich Hausärzte für die Beratung rauchender Patienten verantwortlich fühlen. Ziel dieser Studie war daher zu prüfen, in welchem Umfang Raucher in der hausärztlichen Praxis beraten werden können und wie Ärzte die Praktikabilität einer solchen Beratung bewerten. Methoden: Als Stichprobe dienten konsekutive Patienten, in 34 von 39 per Zufall ausgewählten Hausarztpraxen. Am Screening bezüglich des Rauchstatus nahmen 99,7 % der 3434 Patienten teil. Die Einschlusskriterien der Studie, 18 - 70 Jahre und nach Selbsteinschätzung „Raucher”, erfüllten 551 Patienten. Von diesen erklärten 81,4 % (n = 449) schriftlich ihre Teilnahmebereitschaft. Jeder Arzt wurde in der Beratung geschult, die nach den Stadien der Änderungsabsicht zur Rauchabstinenz differenziert durchgeführt wurde. Mehr als 60 % der Raucher waren nicht zur Tabakabstinenz motiviert. Ergebnisse: Entsprechend dem Studiendesign berieten die Ärzte 87,8 % der Raucher unter ihren Patienten. Der Aussage, dass die Beratung zum Rauchen während der Sprechstunde praktikabel sei, stimmten 79,3 % der Hausärzte zu. Schlussfolgerungen: Trotz einer gering ausgeprägten Motivation, das Rauchen aufzugeben, konnten in der Hausarztpraxis mehr als 80 % der als Raucher registrierten Patienten durch ärztliche Interventionen erreicht werden. Dies und die von fast 80 % der Hausärzte eingeschätzte Praktikabilität der Beratung sollten anregen, Interventionen für alle Raucher in der ärztlichen Sprechstunde durchzuführen.

Abstract

Background: General practitioners can reach large number of smokers. Their good interpersonal relationship with patients promises successful guidance with regard to smoking. However, little is known about the accessibility of smokers to intervention in general practice and about the motivation to abandon smoking. There is a lack of information concerning the GPs’ perceived responsibility for smoking counselling. The goal of the study is to examine to what extent smokers can be advised in general practice and how GPs’ assess the practicability of such counselling. Methods: The sample consisted of consecutive general practices patients. A random sample of 39 GPs was drawn and 34 took part in the study. Of 3434 patients, 99.7 % participated in the screening procedure. Inclusion criteria (age 18 to 70 years, admitted smokers), were met by 551 subjects. The participation rate was 81.4 % (n = 449). All GPs received a single training session. Counselling was tailored to the motivation to quit. More than 60 % of the patients were not motivated to stop smoking. Results: Following the study design, 87.8 % of all smoking patients were counselled by GPs. A total of 79.3 % among the GPs considered the intervention to be practicable. Conclusions: Despite a low motivation to quit smoking in the general practice, 80 % of the smoking patients can be reached by interventions. Furthermore, since the agreement of the GPs concerning practicability was almost 80 %, measures should be initiated to promote counselling for all smokers within the scope of medical consultation.

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Dipl.-Soz. Sabina Ulbricht MPH

Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin

Walther-Rathenau-Str. 48

17487 Greifswald

Email: ulbricht@uni-greifswald.de

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