Das atopische Ekzem (Neurodermitis, atopische Dermatitis) ist eine chronisch-rezidivierende,
entzündliche Hauterkrankung, die durch meist stark juckende, erythematöse oder papulöse
Hautveränderungen gekennzeichnet ist. Das atopische Ekzem ist eine der häufigsten
dermatologischen Erkrankungen. Etwa 15 Millionen Menschen sind in den Industrienationen
betroffen. Das atopische Ekzem gehört, wie die Rhinoconjunctivitis allergica und das
allergische Asthma bronchiale, zum Formenkreis „Atopie”. Der multifaktoriellen Dispositionskrankheit
scheint eine genetisch determinierte Überempfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren
unterschiedlichster Art in Assoziation mit einer erhöhten IgE-Bildung sowie einer
veränderten unspezifischen Reaktivität zugrunde zu liegen. Nicht selten manifestiert
sich das atopisches Ekzem bereits im Kleinkindesalter (Milchschorf). Klinisch charakteristisch
für den Verlauf des atopischen Ekzems sind Beugenekzeme [Abb. 1] mit Vergröberung des Hautfaltenreliefs (Lichenifikation) sowie Kratzexkoriationen
[Abb. 2]. Krankheitsschübe können durch Klima, Jahreszeit, Allergenexposition, Infektionen
oder psychische Faktoren ausgelöst werden. Patienten mit atopischem Ekzem sind durch
die gestörte Hautbarrierefunktion besonders anfällig für bakterielle und virale Hautinfektionen.
So können Infektionen mit Staphylococcus aureus zu großflächigen, erosiv nässenden,
impetigoartigen Verkrustungen führen. Beim Eczema herpeticatum handelt es sich um
eine großflächige Herpes-simplex-Virus-Infektion durch Auto- oder Heteroinokulation.
Mollusca contagiosa (Dellwarzen) sind besonders häufig bei Kindern mit atopischem
Ekzem zu finden.
Therapie
Neben einer konsequenten Allergenkarenz (sowohl Aeroallergene als auch Nahrungsmittel)
umfasst die Basistherapie des atopischen Ekzems den Einsatz von rückfettenden, blanden
Externa und Ölbädern. Die trockene, empfindliche Haut des Atopikers entsteht durch
die gestörte Barrierefunktion des Stratum corneum. Als Basistherapeutika werden Emulsionen
vom Typ Öl in Wasser (Hydrolotio, hydrophile Creme) und Wasser in Öl (Lipolotio, lipohile
Creme) eingesetzt. Der Einsatz von Harnstoff hat eine zusätzlich hydratisierende Wirkung.
Bei akuten ekzematösen Hautveränderungen können potente topische Glukokortikosteroide
kurzfristig eingesetzt werden. Bei längerer Anwendung sollten Kortikoide der Wirkklasse
1 und 2 (z.B. Hydrokortison) bevorzugt werden. Die Einführung der neuen, nicht halogenisierten
Kortikoide mit deutlich verbessertem Nutzen-Risikoverhältnis hat einen entscheidenden
Fortschritt in der Lokaltherapie des atopischen Ekzems gebracht. Seit dem Jahre 2002
ist der topische Immunmodulator FK506 (Tacrolimus), ein isoliertes Macrolid-Lakton,
für die Behandlung des atopischen Ekzems zugelassen. Lokal appliziert hemmt es die
Transkription verschiedener Zytokingene sowie die IgE-induzierte Freisetzung von Histamin.
Tacrolimus ist besonders im Gesichtsbereich, wo sich lokale Glukokortikosteroide verbieten,
eine neue Behandlungsoption. Ein festes Standbein der Therapie des atopischen Ekzems
ist die Phototherapie. Neben der UVA-UVB-Kombinationstherapie und der PUVA-Therapie
hat sich besonders die UVA1-Kaltlichttherapie in der Behandlung des atopischen Ekzems
bewährt. Auch Schmalspektrum-UVB (311 nm) kann eingesetzt werden. Systemische Glukokortikosteroide
sollten nur bei schwerster, exazerbierter, atopischer Dermatitis kurzzeitig zum Einsatz
kommen. Auf den Einsatz systemischer Immunsuppressiva (z.B. Methotrexat, Ciclosporin)
muss gegebenenfalls bei Therapierefraktären, chronisch aktiven Formen zurückgegriffen
werden.
Ein differenziertes Verständnis des atopischen Ekzems, einer multifaktoriellen Dispositionskrankheit,
ist wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung neuer, effizienter Therapiestrategien.