Klin Monbl Augenheilkd 2003; 220(1/2): 57-59
DOI: 10.1055/s-2003-37582
Diagnostisches Forum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Maskeradefremdkörper” in der Bindehaut

„Masquerade Foreign Body” of the ConjunctivaPeter  Szurman1 , Harald  Pressler2 , Markus  Kolb1 , Jens  Martin  Rohrbach1
  • 1Augenklinik des Universitäts-Klinikums, Abt. 1 (Direktor: Prof. Dr. med. K. U. Bartz-Schmidt), Tübingen
  • 2Pathologisches Institut des Universitäts-Klinikums (Direktoren: Prof. Dr. B. Bültmann, Prof. Dr. E. Kaiserling), Tübingen
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Publication History

Eingegangen: 10. Dezember 2002

Angenommen: 10. Januar 2003

Publication Date:
03 March 2003 (online)

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Zusammenfassung

Kasuistik: Ein 8 Monate alter Säugling mit unauffälliger Vorgeschichte wurde wegen eines seit einer Woche bestehenden „roten Auges” und einer Erosio corneae vorgestellt. Die Eltern berichteten von einem zumeist unsichtbaren „Haar”, welches intermittierend im Bereich der Lidkante sichtbar sein würde. In Narkose wurde eine längliche Struktur ohne wesentlichen Widerstand extrahiert. Ein Ende dieser Struktur war deutlich verdickt und steckte in einer konjunktivalen Falte, so dass der Eindruck einer Wurzelscheide bestand. Aus der Verdickung traten zahlreiche feine „Härchen” hervor. Klinisch wurde ein ektopes „Riesenhaar” vermutet. Die Histologie zeigte aber typische Pflanzenzellen und eine für ein Haar zu starke polarisationsoptische Doppelbrechung, so dass sich als Diagnose ein teilweise in die Bindehaut inkorporierter, pflanzlicher Fremdkörper ergab. Schlussfolgerung: Es besteht die Gefahr, dass konjunktivale Fremdkörper, insbesondere bei Säuglingen und fehlender Unfallanamnese, übersehen werden. Darüber hinaus ist es im Einzelfall möglich, dass der Fremdkörper zwar erkannt, aber fehlinterpretiert wird („Maskeradefremdkörper”).

Abstract

Case report: An eight months old child presented with a „red eye” and a corneal erosion since a week. The parents reported on a „hair” which was invisible most of the time but appeared intermittently at the lid margin. The medical history was otherwise unremarkable. In general anaesthesia, a long structure could be easily extracted. The tapering structure disclosed several tiny hair-like filaments sprouting from the thickened end. This end was embedded within a fold of conjunctiva, thus giving the impression of a hair sheath. Clinically, an ectopic „giant hair” was supposed. Histology, however, revealed plants cells and a birefringence too high for a hair so that a diagnosis of a plant foreign body was established. Conclusion: Conjunctival foreign bodies may be overlooked especially in young children with no history of foreign body acquisition. They may occur as a „masquerade foreign body”.

Literatur

Dr. med. Peter Szurman

Augenklinik des Universitäts-Klinikums · Abt. 1

Schleichstraße 12

72076 Tübingen

Email: Peter.Szurman@med.uni-tuebingen.de