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DOI: 10.1055/s-2002-19904-2
Erwiderung
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
28. April 2004 (online)

Mit Interesse haben wir den Kommentar von Herrn Dr. Schute gelesen, der ausdrücklich auf die Bedeutung der Alkoholkrankheit und damit auf den Alkoholentzug als häufige Delirursache im Akutkrankenhaus hinweist. Trotz eines Rückgangs des Alkoholkonsums im Alter berichtet Weyerer [1] für die Gruppe der über 65-Jährigen noch immer von einer Prävalenz des Alkoholismus von etwa 2,5 %. Dennoch muss der These, dass der Alkoholentzug eine größere Rolle bei der Ätiologie deliranter Syndrome älterer Patienten spielt, widersprochen werden. So fanden beispielsweise George et al. [2] unter 171 über 65-jährigen Patienten aller Abteilungen eines Distriktkrankenhauses nur sechs Patienten, deren delirante Symptomatik auf einen Alkoholentzug zurückgeführt werden konnte. Wesentlich häufiger fanden sie als Ursache des Delirs Infektionskrankheiten, Medikamentennebenwirkungen oder Elektrolyt- beziehungsweise Flüssigkeitsentgleisungen.
Es war ein Ziel unserer Übersichtsarbeit [3], das Delir geriatrischer Patienten als psychopathologisches Syndrom aufgrund unterschiedlichster Ursachen darzustellen und so auf die Notwendigkeit einer breiten differenzialdiagnostischen Abklärung hinzuweisen. Eine voreilige Interpretation deliranter Symptome als Demenz, Depression oder Alkoholentzug kann beim älteren Patienten unter Umständen gravierende Folgen haben.
Literatur
- 1 Weyerer S. Sucht. Berlin, Springer In: Nikolaus T (Hrsg.). Klinische Geriatrie 2000: 460-464
- 2 George J, Bleasdale S, Singleton S J. Causes and prognosis of delirium in elderly patients admitted to a district general hospital. Age and Ageing. 1997; 26 423-427
- 3 van Soest M, Wormstall H. Akute Verwirrtheit (Delir) bei geriatrischen Patienten - ein vernachlässigtes interdisziplinäres Problem. Dtsch med Wochenschr. 2001; 126 823-829
Dr. Martin van Soest
Arzt für Allgemeinmedizin
Neue Straße 5
72070 Tübingen
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