Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(30): 866
DOI: 10.1055/s-2001-16018
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Infektionsthese zur Erklärung der Androtropie des Herzinfarktes

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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Die Verfasser versuchen, die Androtropie des Herzinfarktes in den jüngeren und mittleren Lebensjahren mit einer höheren Infektanfälligkeit des männlichen Geschlechts zu begründen und führen hierzu Studienergebnisse einer chronisch persistierenden Infektion mit Chlamydia pneumoniae im atherosklerotischen Gewebe an. Ist die Atherogenese ein proliferierender Prozess in der Gefäßwand und ergeben Untersuchungen, dass Chlamydia pneumoniae in Plaques nachgewiesen werden konnte, so ist damit die Frage noch nicht beantwortet, ob die Erreger die zum Tode führende atherosklerotische Gefäßläsion als Primärerkrankung verursacht haben oder infolge des inflammatorischen Prozesses angesiedelt worden sind, für die Ätiologie der Atherosklerose und den therapeutischen Konsequenzen sicher von grundsätzlicher Bedeutung. Es bedarf allerdings der Beachtung, dass bei der Mehrzahl der Patienten mit tödlich endendem Herzinfarkt eine Infektion mit Chlamydien nicht nachweisbar ist.

Als weiteren Beleg für die Infektionsthese führen die Verfasser die geringere mittlere Lebenserwartung des männlichen Geschlechts infolge höherer Sterblichkeit im mittleren Lebensabschnitt an.

Wird die höhere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts mit der besonderen Infektanfälligkeit begründet, so bleibt außer Betracht, dass die tödlich endende ischämische Herzkrankheit bei Männern in den mittleren Jahren auch das höhere Risiko aller Komponenten des metabolischen Syndroms widerspiegeln kann. So besteht beispielsweise eine höhere Geschlechtsgefährdung des Diabetes mellitus und der Glukosetoleranzstörung in den jüngeren und mittleren Altersklassen bei Männern, die sich im höheren Alter zuungunsten der Frauen ändert. Anhand von Daten des verlässlichen Diabetesregisters der ehemaligen DDR ist aus einer Region im heutigen Mecklenburg-Vorpommern festzustellen, dass 1989 in der Altersgruppe der 35- bis 65-Jährigen Neuerkrankungen an Diabetes mellitus bei Männern im Vergleich zu Frauen im Verhältnis 1,4 : 1 auftreten. Ein gleiches Verhältnis bestand 1989 in der Häufigkeit erfasster Männer mit gestörter Glukosetoleranz. Kann angenommen werden, dass das Stadium der Glukoseintoleranz Ausdruck eines sich manifestierenden Diabetes ist, geht damit wie bei Diabetikern auch ein signifikant höheres vaskuläres Mortalitätsrisiko einher. So betrug 1989 die Letalität bei männlichen Diabetikern der Altersgruppe 35-65 Jahre 2,7 und bei Frauen 1,4 je 100 Erkrankte, was sich gleichfalls in der männlichen Diabetikerpopulation mit einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 8,2 Jahren und für die weibliche von 11,9 Jahren widerspiegelt. Wird die männliche Übersterblichkeit an ischämischen Herzkrankheiten in den mittleren Altersklassen mit der höheren Infektanfälligkeit begründet, so kann diese ebenso mit dem höheren Risiko der Komponenten des metabolischen Syndroms erklärt werden.

Alle bisher überzeugenden, aus der Pathophysiologie und Pathobiochemie stammenden Ergebnisse belegen, dass die Atherogenese ein proliferativer Prozess der Gefäßwandzellen ist, der schließlich zur Plaquebildung führt.

Literatur

  • 1 Bauer-Krylov E, Madeo M, Stille W. Die Infektionsthese zur Erklärung der Androtropie des Herzinfarktes.  Dtsch Med Wschr. 2000;  125 1095-1097

Dr. med. A. Schubert

Facharzt f. Hygiene u. Epidemiologie

Mecklenburger Allee 22

17235 Neustrelitz

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