Grundproblematik und Fragestellung: Vor
dem Hintergrund langjährig diskutierter Defizite in der
akademischen Lehre war es Ziel unserer Untersuchung, die derzeitigen
Aktivitäten der medizinischen Fakultäten in Sachen
Lehre zu erfassen und einer weitergehenden Analyse zu unterziehen.
Darüber hinaus sollten Anregungen für die Etablierung
konsensfähiger Qualitätsindikatoren von Lehrleistungen
gewonnen werden.
Datengrundlagen und Methodik:
Im Rahmen einer schriftlichen
Umfrageaktion wurden im März 2000 die Dekanate aller 37 deutschen
medizinischen Fakultäten kontaktiert. Datengrundlage bildete
ein EDV-gerechter, zehn Items umfassender Fragebogen, der sich aus
drei Teilbereichen zusammensetzte. Teil I beinhaltete das Thema
Lehrevaluation, Teil II und III den Stellenwert bzw. die konkrete
Bewertung von Lehrleistungen in Habilitations- und Berufungsverfahren.
Neben vorgegebenen alternativen Antworten (teilweise mit der Möglichkeit
zu Mehrfachnennungen) bestand Raum für freie Kommentare.
Die Auswertung der zurückgesandten Fragebögen
erfolgte mit Mitteln der deskriptiven Statistik.
Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von
allen 37 medizinischen Fakultäten in auswertbarer Form
beantwortet (Rücklaufquote: 100 %). 36
Fakultäten (97 %) hatten zum Umfragezeitpunkt
bereits Lehrevaluationen durchgeführt. Lehrveranstaltungen
der klinischen Studienabschnitte wurden dabei häufiger
evaluiert als in der Vorklinik (97 % vs. 89 %).
Die am weitesten verbreiteten Methoden waren die Befragung von Studierenden
und die Bezugnahme auf die Ergebnisse der zentralen schriftlichen
Prüfungen des Instituts für medizinische und pharmazeutischen
Prüfungsfragen (IMPP). An mehr als jeder 2. Hochschule
(57 %) wurde ein überdurchschnittliches
Lehrengagement von Hochschullehrern in besonderer Weise (Ehrungen/Preise)
gewürdigt. Lehrerfahrungen zählen an 31 Fakultäten
(84 %) zu unabdingbaren Habilitationsvoraussetzungen,
wobei differenzierte Vorgaben in der Regel fehlen. In Berufungsverfahren
wurde an 27 Fakultäten (73 %) ausdrücklich
auch die Lehrkompetenz der Bewerber berücksichtigt. Definierte
Kriterien hinsichtlich der Bewertung von Lehrqualität lagen
jedoch weitestgehend nicht vor.
Folgerungen: Lehrevaluationen können
an den deutschen medizinischen Fakultäten heute als etabliert
betrachtet werden. Die dabei eingesetzten Methoden und Modelle sind
sehr heterogen. Darüber hinaus sind in den einzelnen Fakultäten
zahlreiche Aktivitäten zur Verbesserung des Stellenwertes
der akademischen Lehre zu verzeichnen. Trotz diverser postulierter
Qualitätsindikatoren erscheint das zentrale Problem der
Bewertung von Lehrleistungen weitgehend ungelöst.
Assessment of teaching standards at
the faculties of medicine in Germany
Background and objectives:
The aim of this study was to
gather, against the background of a long-discussed deficit in academic
teaching, data on the current activities of medical faculties with
regard to teaching, and to analyse these findings. Another aim was
to obtain suggestions for establishing a consensus on indicators
that could be used to assess the quality of teaching.
Material and methods: In
March 2000, a written inquiry was addressed to the deans of all
37 medical faculties in Germany. The questionnaire, arranged so
that responses could be entered into a data-base, consisted of ten
items in three parts. Part 1 concerned the evaluation of teaching,
parts 2 and 3 dealt with the place of specific assessment of teaching
in the process of choosing lecturers (»habilitation«)
and appointing senior professors. In addition to providing alternative
answers (in some instances, allowing a choice of several alternatives)
there was also space for written comments. The answers were analysed
by descriptive statistics
Results: All questionnaires were returned
in a usable form (response rate 100%). 36 faculties had,
at the time of receiving the questionnaire, already instituted teaching
assessments, of clinical teaching sessions more often than preclinical
ones (97% vs 89%) The most widespread method
of assessment consisted of obtaining students’ opinion
and of using the centralized written examinations of the Institute
for Medical and Pharmaceutical Examination Questions. In more than
half of the faculties (57%) an above-average teaching performance
by teachers was acknowledged in special ways (honours/prizes).
In 31 faculties (84%) teaching experience counted as an
absolute prerequisite for obtaining a lectureship, but as a rule
without employing any defined standards. With regard to the selection
of senior professors, 27 faculties (73% ) explicitly took
teaching competence into account. Defined criteria for assessing
teaching ability were largely absent.
Conclusions: The assessment of teaching
quality can be considered as well established at medical faculties
in Germany. However, the methods and models used are highly heterogeneous.
Furthermore, numerous activities exist in the various faculties
to increase the importance attached to academic teaching. However,
despite using diverse indicators of quality, the central problems
for assessing teaching ability remain unsolved.