Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(50): 1551
DOI: 10.1055/s-2000-9471
Fragen aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rohrzucker

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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Frage: Ist Rohrzucker genossen in Speisen und Getränken für Stoffwechselgesunde schädlich? Gibt es eine tägliche Toleranzmenge?

Anwort: Rohrzucker besteht aus Glukose und Fruktose und ist in vernünftigen Mengen in Speisen und Getränken verzehrt keinesfalls schädlich. Frühere Diskussionen um die Rolle von Zucker bei der Entstehung von Herzinfarkt und Fettsucht sind inzwischen abgeschlossen.

Bei Zuckergenuss ist zur Verhütung von Karies in jedem Fall eine sorgfältige Mundhygiene notwendig. Raffinierter Zucker wird bei direktem Verzehr oder bei der Verwendung zur geschmacklichen Verfeinerung von Lebensmitteln in aller Regel ohne essentielle Nährstoffe aufgenommen bzw. zugegeben. Das bedeutet, dass die Nährstoffdichte, d. h. die Konzentration der essentiellen Nährstoffe in einem Lebensmittel bzw. in einer Mahlzeit durch den „leeren” Energieträger Zucker herabgesetzt wird. Bei üblicher Ernährung spielt das keine Rolle, bei geringerem Nahrungsverzehr kommt aber die Verminderung der Nährstoffdichte zum Tragen. Dies ist bedeutsam bei vulnerablen Personengruppen, wie Kindern oder Jugendlichen oder bei verminderter Energieaufnahme in Reduktionsdiäten oder bei alten Menschen, die weniger Lebensmittel verzehren. Wenn in diesen Situationen Zucker einen hohen Anteil der Kalorien (> 10 %) abdeckt, kann es zu einer Verdrängung von Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen kommen. Bei diesen Personengruppen bzw. in diesen Ernährungssituationen sind große Mengen Zucker dann nicht unproblematisch.

Prof. Dr. G. Wolfram

Institut für Ernährungswissenschaft Technische Universität

85250 Freising-Weihenstephan

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