Aktuelle Urol 2000; 31(3): 189-193
DOI: 10.1055/s-2000-10600
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die dorsale Lumbotomie

V. Pansadoro1 , G. D'Elia
  • 1Fondazione Vincenzo Pansadoro, Rom, ItalienUrologische Klinik und Poliklinik im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Einleitung

In der Nierenchirurgie stehen verschiedene Zugangswege zur Verfügung.

Der ventrale, transperitoneale Zugang wird von einigen Autoren für die Tumorchirurgie bevorzugt, insbesondere im Fall großer Nierentumoren mit Vena cava-Tumorthromben. Der operative Aufwand und die Morbidität dieses Zugangs spricht jedoch gegen die Wahl eines transperitonealen Zugangs bei kleinen Nierentumoren oder benignen Nierenerkrankungen.

Der laterale oder ventro-laterale Zugangsweg wird am häufigsten angewandt. Er ermöglicht eine ausreichende Exposition des Operationsgebietes über einen extraperitonealen Zugang und stellt einen universellen Zugang für jede Art von Niereneingriffen dar. Der Nachteil des lateralen Zuganges ist der teilweise ausgeprägte postoperative Wundschmerz, der durch die Durchtrennung der seitlichen Bauchwandmuskulatur und gegebenenfalls durch die Verletzung der Interkostalnerven bedingt ist.

Der dorsale Zugangsweg zur Niere stellt einen minimal-traumatisierenden Zugang dar, da er keine Muskeldurchtrennung erfordert („transfaszialer” muskelschonender Zugang). Die dorsale Lumbotomie wurde erstmals von G. Simon 1870 in Heidelberg angewandt, der über diesen Zugangsweg die erste in der Literatur beschriebene Nephrektomie durchführte [[1]]. Über kleinere Variationen wurde in den kommenden Jahren von Guyon [[2]], Rosenstein [[3]] und Gil-Vernet [[4]] berichtet. Im Jahre 1956 veröffentlichte Lurz eine Modifikation der dorsalen Lumbotomie, wobei diese sich von den anderen aufgrund einer erweiterten Darstellung ohne erhöhtes operatives Trauma unterscheidet [[5]]. In der Lurz-Technik wird die Hautinzision schräg in Projektion auf den M. quadratus lumborum durchgeführt; die Durchtrennung des Ligamentum costo-vertebralis (Henle) ermöglicht ein ausreichend weites Spreizen der 12. Rippe, und damit eine optimale Exposition der Niere [[6]]. Die Lurz-Modifikation hat deswegen die Vorteile der klassischen dorsalen Lumbotomie beibehalten und gleichzeitig eine erweiterte Exposition, ähnlich wie beim lateralen Zugang, ermöglicht.

Das Indikationsspektrum der modernen urologischen Chirurgie für die dorsale Lumbotomie ist sicherlich begrenzt. Die Indikationen beschränken sich auf Eingriffe am pyeloureteralen Übergang, am proximalen Ureter und am Nierenunterpol. Die Entwicklung der ESWL und der perkutanen Steinchirurgie hat zu einem weiteren Rückgang der Indikationen zum dorsalen Zugang beigetragen. Die Subpelvinstenose bleibt jedoch auch heutzutage eine Indikation zur offenen Pyeloplastik, die am günstigsten über eine dorsale Lumbotomie durchgeführt werden kann [[7]]. Zusätzlich können über diesen Zugangsweg auch hohe Ureterolithotomien, einfache Nephrektomien oder Nierenunterpolresektionen durchgeführt werden. Eine Kontraindikation zur Wahl dieses Zugangswegs ist der Nierentumor, der einen radikalen Eingriff mit frühzeitiger Kontrolle der Nierenhilusgefäße erforderlich macht.

Literatur

  • 1 Simon G. Extirpation einer Niere am Menschen.  Dtsch Klin. 1870;  22 137
  • 2 Guyon F. Leçons cliniques sur le maladies des voies urinaires. Paris; JB Ballière 1881
  • 3 Rosenstein P. Ein funktioneller Lumbalschnitt zur Freilegung der Niere.  Z Urol Chir. 1925;  7 119
  • 4 Gil-Vernet J. New surgical concept in removing renal calculi.  Urol Int. 1965;  20 255
  • 5 Lurz L, Lurz H. Allgemeine und spezielle chirurgische Operationslehre. 2. Auflage. Guleke N, Zenler R (eds) Die Eingriffe an den Harnorganen, Nebennieren und männlichen Geschlechtsorganen. Berlin; Springer Verlag 1961
  • 6 Lutzeyer W, Lymberoupoulos S. Der lumbodorsale Zugang zur Niere (Lurz): Indikation, klinische Erfahrung und kritische Beurteilung.  Urologe A. 1970;  9 324
  • 7 Pansadoro V. The posterior lumbotomy.  Urol Clin North Am. 1983;  10 573

Prof V Pansadoro

Fondazione Vincenzo Pansadoro

Via Aurelia 559 I-00165 Rom

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