Diffusionstheorie in der Physiotherapie – Eine qualitative Untersuchung des Innovations-Entscheidungsprozess bei deutschen „Early Adoptern“

Hintergrund Die flächendeckende Verbreitung einer evidenzbasierten Praxis in der deutschen Physiotherapie wird durch vielfältige Barrieren behindert. Dennoch zeigen aktuelle Arbeiten, dass es Physiotherapeut*innen gibt, die eine solche Praxis bereits erfolgreich in Deutschland umsetzen.

Methode In dieser Studie wurde die evidenzbasierte Praxis als eine Innovation im sozialen System der deutschen Physiotherapie definiert und anhand der Diffusionstheorie nach Everett M. Rogers, der Implementierungsprozess einer evidenzbasierten Praxis bei diesen ‚Early-Adoptern‘ rekonstruiert. Um Einblicke in die Strategien zu gewinnen, mit denen die Therapeut*innen die genannten Barrieren überwinden, wurden frühe Übernehmer*innen einer Evidenzbasierten Praxis über den ‚Evidence based practice inventory‘ und die ‚Innovativeness Scale‘ nach Hurt identifiziert, und im Rahmen eines qualitativen Forschungsansatzes 5 Teilnehmer*innen in semistrukturierten Leitfadeninterviews befragt.

Ergebnisse Über die Strategien ‚Austausch‘, ‚Umweltgestaltung‘, ‚Wissenschaftskonsum‘ und ‚Selbstorganisation‘ gelingt es den Teilnehmer*innen die Evidenzbasierte Praxis erfolgreich in ihr therapeutisches Handeln zu implementieren. Die Berichte der befragten Teilnehmer*innen stellen die besondere Bedeutung von frühen Übernehmer*innen bei der Verbreitung der evidenzbasierten Praxis heraus und machen eine hohe Individualität bei den genutzten Implementierungsstrategien deutlich.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen auf, wie Physiotherapeut*innen die Barrieren gegenüber einer evidenzbasierten Praxis überwinden und liefern damit vielfältige Ansatzpunkte für zukünftige implementierungswissenschaftliche Forschung in der deutschen Physiotherapie.

Publication History

Article published online:
21 May 2024