Zusammenfassung
Hintergrund Seit Oktober 2016 haben in Deutschland gesetzlich versicherte Patienten, die mind. 3 Arzneimittel einnehmen, Anspruch auf die Erstellung und Aushändigung eines Medikationsplans. Es ist anzunehmen, dass die persönliche Einstellung eines Patienten zu einem Medikationsplan für dessen Nutzung und dessen Akzeptanz relevant ist.
Ziel der Studie Da bisher wenig über die Meinung der Bürger zu einem Medikationsplan bekannt ist, hat diese Studie das Ziel zu untersuchen, welchen Nutzen Bürger in einem Medikationsplan sehen und aus welchen Gründen sie keinen Medikationsplan nutzen bzw. nutzen würden.
Methodik In einer qualitativen Feldbefragung in der Rhein-Neckar-Region wurden mit 375 Bürgern teilstandardisierte Leitfadeninterviews geführt und anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse Die Mehrheit der Bürger beschreibt den Medikationsplan in persönlicher als auch gesamtwirtschaftlicher Sicht, z. B. für Versorgung und Arzneimitteltherapiesicherheit, als nützlich. Häufig wird der empfundene Nutzen jedoch an persönliche Bedingungen wie Alter, Medikamentenzahl und Gesundheitszustand geknüpft. Nicht erfüllte individuelle Voraussetzungen, Überforderung und ablehnende Einstellungen der Bürger sind mögliche Gründe für die Nichtnutzung.
Schlussfolgerung Für die erfolgreiche Implementierung eines Medikationsplans sollte die persönliche Einstellung der Patienten erfragt werden, um gezielt Aufklärung leisten zu können. Die Meinungen der Bürger über einen Medikationsplan und die Ziele des E-Health-Gesetzes stimmen teilweise überein, unterscheiden sich aber vor allem hinsichtlich der genannten Bedingungen und der Schwerpunktsetzung.
Abstract
Background Since October 2016, German patients are entitled to get a medication list if using at least 3 drugs. The patient’s individual attitude to a medication list is supposed to be relevant for its use und acceptance.
Study aim Because there is little known about those attitudes, this study examined which potential benefits patients see in possessing a medication list, and why certain patients might not use it.
Method In a qualitative survey, 375 citizens of the Rhein-Neckar region were interviewed by using a semi-standardized guide. A content analysis of the interviews was done.
Results Most citizens described medication lists as having private and economic benefits such as for health care or safe drug use. But often, they combine potential benefits with requirements such as age, number of prescribed drugs, or health status. Unsatisfied individual needs, excessive demands or an attitude of rejection are possible reasons for non-use.
Conclusion For successful implementation of the medication list, the individual attitude of patients should be assessed to be able to provide tailored information and assistance. The views of citizens about a medication list agree with the aims of the so-called German E-Health Act, but differ particularly with regard to named requirements and prioritisation.
Schlüsselwörter
Medikationsplan - Patientenzentrierung - Befragung - E-Health-Gesetz - gesundheitliche Aufklärung
Key words
medication list - patient-centeredness - survey - E-Health Act - patient education