Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(07): 487-490
DOI: 10.1055/s-0042-123913
Klinischer Fortschritt
Hämatologie und Onkologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Standards in der Diagnostik und Therapie des Kolonkarzinoms

Current Standard Diagnosis and Treatment of Colon Cancer
Florian Lordick
1   Universitäres Krebszentrum Leipzig (UCCL)
,
Joachim Mössner
2   Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig
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Publication Date:
07 April 2017 (online)

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Was ist neu?

Molekulargenetische Charakterisierung Aus 6 unabhängigen Klassifikationssystemen wurden 4 molekulare Subtypen des Kolonkarzinoms definiert (CMS: consensus molecular subtypes). Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihres biologischen Verhaltens, insbesondere der Prognose und Prädilektionsstellen im Kolon, z. B. rechtsseitige versus linksseitige Tumorlokalisation. Diese Einteilung hat wachsenden Einfluss auf die Therapie im Rahmen der personalisierten Medizin.

Vorsorge und Früherkennung Aktuelle Daten aus Deutschland belegen die Effizienz der Vorsorgekoloskopie ab dem 55. Lebensjahr in der asymptomatischen Bevölkerung ohne genetisch erkennbar erhöhte Risiken. Erstmals seit Jahrzehnten lässt sich eine sinkende Inzidenz und abnehmende darmkrebsbedingte Mortalität beobachten.

Therapie lokalisierter Stadien Kolonkarzinome mit einer Mikrosatelliten-Instabilität (MSI-high [H]) haben eine günstigere Prognose in lokalisierten Stadien. Bei MSI-H-Status besteht in der Regel keine Indikation zur adjuvanten Chemotherapie in Stadium II.

Therapie fortgeschrittener Stadien Die Prognose hat sich erheblich verbessert. Daran hat die multidisziplinäre Behandlung unter Einbeziehung von Chirurgie und lokal ablativen Verfahren einen Anteil. Chemotherapie in Kombination mit molekular zielgerichteten Antikörpertherapien führt bei mehr als der Hälfte der Patienten zu einem Tumoransprechen. Daraus resultieren eine nachhaltige Tumor- und Symptomkontrolle und ein verlängertes Gesamtüberleben. Die Wahl der Therapiesequenz setzt heute die molekulare Analyse der Tumorerkrankung voraus.

Ausblick In neuen Studien erwiesen sich verschiedene Therapeutika wie Regorafenib und TAS-102 als wirksam in der dritten Therapielinie. Auch für PD-1-Blockade durch monoklonale Antikörper gibt es vielversprechende Ergebnisse.