Krankenhaushygiene up2date 2016; 11(04): 333-334
DOI: 10.1055/s-0042-115473
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Kontaminierte Medikamente während der Narkose

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Publication Date:
14 December 2016 (online)

Fazit

Die vorliegende Studie bestätigt die Ergebnisse einer Reihe von Arbeiten, die zeigen, dass Medikamente beim Aufziehen kontaminiert werden können und dass es beim Zuspritzen selbst zu Kontaminationen kommen kann. Allerdings wurden hier nahezu ausschließlich Keime der normalen Haut- und Umgebungsflora nachgewiesen, sodass auch sekundäre Kontaminationen nach Probennahme trotz der aseptischen Untersuchungstechniken nicht ausgeschlossen werden können. Die allgemeine Pathogenität der meisten nachgewiesenen Organismen für perioperative Infektionen ist eher gering – sie könnten aber vom Erregerspektrum her betrachtet z. B. für periprothetische Gelenkinfektionen nach Knie- oder Hüft-Totalendoprothese (TEP) eine Rolle spielen und eine bislang wenig bedachte Eintrittspforte über den Zeitraum des operativen Eingriffes hinaus darstellen. Zukünftige Studien müssten daher darauf angelegt sein, eine eindeutige Zuordnung mittels Whole Genome Sequenzing zwischen während der Narkose verwendeten Medikamenten bzw. an Dreiwegehähnen gefundenen Mikroorganismen und klinischen Isolaten bei postoperativen Wundinfektionen (insbesondere Late-Onset-Protheseninfektionen) oder katheterassoziierten Blutstrominfektionen zu ermöglichen. Nur so kann die klinische Relevanz der Beobachtungen schlussendlich ermittelt werden. Ein filterbasierter Präventionsansatz erscheint zunächst entgegen der Absichten der Autoren, eine weitere Studie zur Frage der Inzidenz postoperativer Infektionen mit und ohne Filter durchzuführen, wenig erfolgversprechend, da die am häufigsten kontaminierte Substanz Propofol ohnehin nicht durch einen Filter verabreicht werden kann und andere Studien darauf hindeuten, dass selbst Rückstände von Propofol das Keimwachstum in Zuspritzventilen begünstigen. Insofern bleibt zum jetzigen Zeitpunkt nur die auch von den Autoren formulierte Forderung nach strikter Einhaltung der aseptischen Techniken beim Aufziehen und bei der Applikation der Medikamente (insbesondere Händedesinfektion, Desinfektion der Zuspritzventile und sachgerechte Lagerung der aufgezogenen Medikamente während der Narkose). Die Nutzungsdauer fraktioniert zu verabreichender Medikamente bleibt nach den derzeit vorliegenden Empfehlungen der American Society of Anesthesiologists eine ungelöste Frage und auch die vorliegende Studie erlaubt keinen direkten Rückschluss auf eine zeitabhängige Komponente. Allerdings dauerten 27% der beobachteten Narkosen weniger als 1 Stunde; 35,7% zwischen 1 und 2 Stunden und 36% zwischen 2 und 8 Stunden.