Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(20): 1446-1450
DOI: 10.1055/s-0042-112085
Klinischer Fortschritt
Hämatologie und Onkologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einsatz von Neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) bei onkologischen Patienten

Direct oral anticoagulants (DOAC) in tumor patients
Ralf Ulrich Trappe
1   Medizinische Klinik II für Hämatologie und Onkologie, DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus gemeinnützige GmbH, Bremen
,
Marianne Sinn
2   Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
,
Hanno Riess
2   Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Oktober 2016 (online)

Preview

Zusammenfassung

Aufgrund der limitierten und für die verschiedenen NOAK differenten Datenlage sollten NOAK bei Patienten mit aktiver Tumorerkrankung sehr zurückhaltend und nur bei bestimmten Indikationen in Betracht gezogen werden. Bei dieser Patientengruppe fehlen insbesondere prospektiv randomisierte Studienergebnisse im Vergleich zur leitliniengemäßen Standardtherapie mit NMH. Dies betrifft Patienten mit Kontraindikationen gegen NMH (z. B. HIT-Typ-II, Spritzenphobie) sowie zur prolongierten Fortsetzung einer Antikoagulation jenseits der Initialtherapie mit NMH. Zusätzlich berücksichtigt werden müssen die Schwierigkeiten einer oralen Antikoagulation im Zusammenhang mit manifesten Tumorerkrankungen und ihrer Therapie aufgrund von Nausea und Emesis. Außerdem sind die substanzspezifischen Interaktionsmöglichkeiten mit Medikamenten der Tumortherapie noch nicht ausreichend erforscht. Die verschiedenen rekrutierenden Studien zur VTE-Prophylaxe und -Therapie von Malignompatienten mit NOAK werden dazu beitragen, die gegenwärtigen, einer regelhaften Anwendung von NOAK bei dieser Indikation entgegenstehenden Wissenslücken zu schließen.

Abstract

There is only limited data for the use of direct oral anticoagulants (DOACs) in tumor patients and no data from prospective randomised trials comparing DOACs to the current standard care: low molecular weight heparine (LMWH). Therefore, DOACs must be used with caution and should be restricted to tumor patients with (1) contraindications for LMWH (e.g. HIT II, phobia of syringe) or (2) to the situations of prolonged anticoagulation after initial therapy with LMWH. Cancer-associated disorders as well as side effects of chemotherapy as nausea and emesis have to be considered as well as potential substance-specific interactions. Data of future clinical trials in prophylaxis and treatment of venous thrombembolism in tumor patients will help to define the role of DOACs in this special patient cohort.