Schlüsselwörter
Bronchoskopie - starre Untersuchungstechnik - flexible Untersuchungstechnik - Pneumothorax
Keywords
bronchoscopy - rigid examination technique - flexible examination technique - pneumothorax
Die Bronchoskopie ist eine diagnostische Untersuchungsmethode der Atemwege und des
Lungenparenchyms mit der pulmonale Erkrankungen früh erkannt werden können. Die starre
Bronchoskopie wird unter Vollnarkose durchgeführt und ist vor allem bei Interventionen
das Mittel der Wahl. Bei der täglichen Routineuntersuchung hat sich aber die flexible
Bronchoskopie durchgesetzt. Erfahren Sie hier, was Sie bei beiden Untersuchungsmethoden
beachten müssen und wie eine endoskopische Untersuchung der Bronchien Schritt für
Schritt abläuft.
Vorbereitung
Flexibel vs. starr | Es gibt zwei Bronchoskopieformen: Mit dem flexiblen Bronchoskop (▸ [
Abb. 1
]) können die Bronchien bis auf Subsegmentebene in Lokalanästhesie makroskopisch beurteilt
werden [1]. Die starre Bronchoskopie (▸ [
Abb. 2
]) wird unter Vollnarkose und vor allem bei Interventionen angewandt. Das Risiko von
Verletzungen der Zähne oder der Atemwege ist bei der starren Intubationstechnik höher.
Abb. 1 Flexibles Bronchoskop
Abb. 2 Starres Bronchoskop
Indikation | Die Bronchoskopie dient der Diagnostik als auch der Therapie unterschiedlicher Lungenerkrankungen
[2]. Indikationen zur diagnostischen Bronchoskopie sind:
Die therapeutische Bronchoskopie wird hingegen z. B. bei Hämoptysen, Atemwegsstenosen
oder tracheoösophagealen Fisteln eingesetzt. Eine Notfallbronchoskopie kann bei lebensbedrohlichen
Hämoptysen, Fremdkörperaspiration, Sekretverlegung und Aspiration notwendig sein.
Absolute Kontraindikationen
-
behandelbare, lebensbedrohliche Arrhythmien
-
nicht korrigierbare Koagulopathien
-
nicht optimale Oxygenierung präinterventionell
-
akut respiratorische Insuffizienz bei nicht intubierten Patienten
Relative Kontraindikationen
Eine bestehende antikoagulatorische Therapie muss rechtzeitig abgesetzt werden (Heparin
/ NMH 12 Stunden, Clopidogrel 7 Tage, neue direkte orale Antikoagulantien 24–72 h
je nach Interventionsausmaß)
Bei einer vitalen Gefährdung, die durch eine Bronchoskopie abwendbar ist, bestehen
keine Kontraindikationen.
Komplikationen | Die Patienten müssen aufgeklärt werden über
-
Verletzungen der Zähne und Stimmbänder,
-
Laryngo- und Bronchospasmus,
-
Auftreten von Pneumothorax und Blutung,
-
Hypoxämie,
-
Fieber wenige Stunden nach der Untersuchung,
-
Aspiration von Magensekret.
Untersuchungsablauf | Vor der Untersuchung sollten vorliegen:
Oberflächenanästhesie | Bei der flexiblen Bronchoskopie erfolgt vor Beginn der Untersuchung eine Oberflächenanästhesie.
Dabei werden Pharynx und Stimmbänder mit einem Lokalanästhetikum, meist Lidocain mittels
Spray oder Inhalation, anästhesiert. Während der Untersuchung kann zusätzlich die
Oberflächenanästhesie im „spray-and-go“-Verfahren sinnvoll sein. Dabei werden 1–2
ml des Lokalanästhetikums über den Arbeitskanal des Bronchoskops an folgenden Stellen
appliziert:
-
Oberhalb der Stimmbänder (Stimmbänder)
-
Nach Passage der Stimmbänder (Trachea, Hauptcarina)
-
rechte Lunge in Höhe Hauptcarina
-
linke Lunge in Höhe Hauptcarina
-
gezielte Applikation im zu untersuchenden Segment
Meist ist zusätzlich zur Oberflächenanästhesie eine Analgosedierung notwendig. Die
starre Bronchoskopie hingegen erfolgt in einer Vollnarkose, die Beatmung unter einer
Hochfrequenzbeatmung.
Überwachung | Jeder Patient wird während der Untersuchung mit einer kontinuierlichen Pulsoymetrie,
EKG und intermittierender Blutdruckmessung überwacht.
So wird’s gemacht: Bronchoskopie
Position | Intubiert wird bei der flexiblen Bronchoskopie über Mund (beißfestes Mundstück) oder
Nase. Der Untersucher steht entweder am Kopfende (Orthogradposition) oder seitlich
des Patienten in Höhe Kopf (Lateralposition). Wenn der Patient nicht flachliegen kann,
sitzen Patient und Untersucher sich gegenüber (Opposition). In der Kopfposition ist
die Orientierung im Bronchialsystem am einfachsten.
Nasale Intubation | Bei nasaler Intubation hat das flexible Bronchoskop eine sichere Führungsschiene
und kann von dem Patienten nicht zerbissen werden. Allerdings wird die Nasenpassage
von den Patienten als unangenehm empfunden. Zur besseren Orientierung im Bereich des
Epipharynx lässt man die Patienten durch die Nase atmen, so dass sich der weiche Gaumen
von der Rachenhinterwand hebt und so die Passage frei wird.
Orale Intubation | Bei der starren Bronchoskopie wird das starre Rohr zwischen Zeigefinger und Mittelfinger
und unterstützend durch den Daumen der rechten Hand gehalten. Das Rohr wird senkrecht
über den Mund unter Schutz der Zähne und Lippe eingeführt, so dass die Epiglottis
angehoben werden kann. Diese wird nach einer 90 °-Drehung des starren Rohrs vorsichtig
passiert.
Die Inspektion erfolgt immer beidseits. Begonnen wird mit der Seite, bei der kein
pathologischer Befund zu erwarten ist.
Inspektion | Zunächst wird der Rachen inspiziert und die Epiglottis identifiziert. Die Stimmbänder
werden hinsichtlich ihrer Lage, Funktion, Beweglichkeit und Verschlusses untersucht.
Anschließend erfolgt eine Beurteilung der Mukosa, Trachea und Hauptcarina. Beide Hauptbronchien
und die Segmente sollten untersucht, atypische Segmentabgänge erkannt werden. Die
Spitze des Bronchoskops sollte immer in der Mitte des Lumen sein. So ist der anatomische
Überblick am besten.
Orientierung | Anatomische Leitlinie ist die Pars membranacea der Trachea. Etwa 2 cm nach der Hauptcarina
(▸ [
Abb. 3
]) geht der rechte Oberlappen mit den drei Oberlappensegmenten in Form eines Dreiecks
ab (▸ [
Abb. 4
]). Der etwa 3 cm lange Zwischenbronchus verbindet den rechten Oberlappen- mit dem
Mittellappen- und rechten Unterlappenbronchus. Am Ende dieses Zwischenbronchus sieht
man zwei sich gegenüberliegende Ostien, das ventrale führt zum Mittellappen mit den
Segmenten 4 und 5 und das dorsale zum 6. Segment des Unterlappens. Zwischen dem Mittellappenabgang
und dem Segment 6 des Unterlappens findet sich die basale Gruppe mit den Segmenten
7–10. Nach Abgang des 7. Segments sind dann die Segment 8, 9 und 10 des Unterlappens
sichtbar.
Abb. 3 Normale Hauptbifurkation
Abb. 4 Rechte Oberlappencarina
Mögliche Maßnahmen | Je nach Indikationsstellung erfolgt dann
-
die bronchiale Tumorbiopsie,
-
mikrobiologische Spülung,
-
Bürstenbiopsie für Zytologie oder Mikrobiologie,
-
bronchoalveoläre Lavage (BAL) zur Differenzial- und Immunzytologie oder
-
Nadelbiopsie für Zytologie
Nach jeder Maßnahme sollte nach einer fortbestehenden Blutung geschaut werden. Die
Sogfunktion wird bei Gewinnung von Bronchialsekret betätigt. Allerdinsg sollte diese
nur sparsam eingesetzt werden, da die funktionelle Residualkapazität somit vermindert
wird und dementsprechend der Sauerstoffpartialdruck gemindert werden kann.
Weiterer Verlauf | Linksseitig geht der linke Oberlappen ca. 4–5 cm nach lateral in einem rechten Winkel
vom linken Hauptbronchus ab (▸ [
Abb. 5
]). Zunächst findet man die Lingula mit den Segmenten 4 und 5. Die Lingula entspricht
dem Mittellappen der rechten Seite. Folgt man dem Oberlappen werden die Ostien der
Segmente 1–3 sichtbar. Das Segment 1 und Segment 2 bilden meist ein gemeinsames Ostium.
Jenseits des Oberlappenabgangs findet sich der linke Unterlappen mit den Segmenten
6 sowie 8–10. Das Segment 7 fehlt. Gegenüber der Oberlappencarina findet sich der
Abgang des 6. Segments, kaudalwärts sieht man dann die drei basalen Segmente des Unterlappens.
Abb. 5 Linke Oberlappencarina
Intervention | Zu den interventionellen Techniken gehören
-
die Applikation von vasokontriktiven Medikamenten, Atemwegsblockaden oder Einsatz
der Argon-Plasma-Koagulation bzw. Lasertherapie zum Management von Hämoptysen
-
die Bronchodilatation, Implantation von Stents, endobronchiale Lasertherapie, Elektrokoagulation
oder Kryotherapie bei Atemwegsstenosen
-
die photodynamische Therapie oder Brachytherapie zur endobronchialen Tumortherapie
-
die Implantation von Ventilen und Coils bei Lungenemphysem
-
die Thermoplastie beim unkontrollierten Asthma bronchiale
Nachsorge | Die Nachsorge umfasst:
-
Herz-Kreislauf-Überwachung für 2–4 Stunden
-
Sauerstoffgabe (je nach Bedarf)
-
Ausschluss eines Pneumothorax
Konsequenz für Klinik und Praxis
-
Die Bronchoskopie dient sowohl der Abklärung diagnostischer als auch therapeutischer
Fragestellungen.
-
Sie kann in flexibler und starrer Untersuchungstechnik durchgeführt werden.
-
Der Gerinnungsstatus sollte ausreichend sein (Quick > 50 %, pTT < 50 sek, INR ≤ 1,5,
Thrombozytenzahl > 70 000/µl).
-
Die endobronchiale Inspektion erfolgt immer beidseits, beginnend mit der Seite, auf
der kein pathologischer Befund zu erwarten ist.
-
Bei Orientierungsverlust das Gerät bis zur Hauptcarina zurückziehen.
-
Die bedeutsamsten Komplikationen sind Hämoptysen sowie der Pneumothorax.
-
Nach transbronchialen Biopsien ist ein Pneumothorax auszuschließen.