Gesundheitswesen 2016; 78(02): 107-112
DOI: 10.1055/s-0041-111011
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinische Versorgung für wohnungslose Menschen – individuelles Recht und soziale Pflicht statt Exklusion

Medical Care for Homeless People – Individual Right and a Social Duty for an Inclusive Society
G. Trabert
1   Fachbereich Sozialwesen, Hochschule RheinMain, RheinMain University of Applied Sciences Wiesbaden
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Publication Date:
23 February 2016 (online)

Zusammenfassung

Wohnungslosigkeit in Deutschland ist ein soziales Phänomen von zunehmender Häufigkeit und hoher Relevanz für eine inklusiver Gesellschaft. Seine Ausprägung ist sowohl psychosozial (mit-)verursacht als auch sozioökonomisch moderiert, oft mit sich negativ verstärkenden Feed-back-Schleifen. Eine Übersicht über die gesundheitlichen Auswirkungen wird gegeben, konkrete Verbesserungsmöglichkeiten an Hand des Mainzer Modells aufgezeigt. Eine flächendeckende Verfügbarkeit einer angemessenen medizinischen Versorgung sind individuelles Recht und soziale Pflicht für eine der Inklusion (selbst)verpflichtete Gesellschaft.

Abstract

Homelessness is a social phenomenon of increasing frequency in Germany and of high relevance for an inclusive society. Its expression is both caused psychosocially and moderated socioeconomically, often with negatively reinforcing feedback-loops. This overview describes health effects and strategies for improvement, using the example of the “Mainzer Modell”. The comprehensive availability of adequate medical care are both an individual right and a social duty for an inclusive society.

 
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