manuelletherapie 2016; 20(01): 1
DOI: 10.1055/s-0041-110852
Gasteditorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gasteditorial

Götz H. Welsch
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Publication Date:
19 February 2016 (online)

Post Injury

In den letzten Jahren hat das Thema „Post Injury“ im Bereich der Sportverletzungen glücklicherweise sehr an Bedeutung gewonnen. Die rein an post-operative Zeit gekoppelten Aussagen, wie z. B. „6 Wochen Entlastung und weitere 6 Wochen Belastungsaufbau“ werden immer mehr von funktionellen Ansätzen in den Hintergrund gedrängt. Allerdings gibt es (wie so häufig bei neuen Errungenschaften der Medizin und/oder Wissenschaft) viele Richtungen, in die wir laufen, und das – oder besser noch ein (gemeinsames) – Ziel ist noch ein Stück weit entfernt.

Dieses Ziel zu definieren, fällt allerdings relativ schwer, da im Prozess zwischen Verletzung und dem „Return to Sports“ sehr viele verschiedene Variablen auftreten. Neben den verschiedenen Akteuren (z. B. Patient, Arzt, Therapeuten) gibt es unterschiedliche Verletzungsmuster und vor allem sehr divergierende Ansprüche (vom Profisportler bis zum Couch-Potato). So bestehen natürlich unterschiedliche Ansätze und Ziele: Handelt es sich z. B. um einen Profifußballer, spielt die Zeit eine besondere Rolle, und die genutzten Methoden, um den Spieler wieder auf den Platz zu bekommen, sind fast unerschöpflich. Die Eckpunkte einer strukturierten Rehabilitation sollten jedoch bei allen Patienten gleich sein, ebenso wie das überaus wichtige Zusammenspiel und die Kommunikation der Akteure in diesem Prozess, mit dem Ziel, den Verletzten wieder dahin zu bringen, wo er hinwill bzw. wo er herkommt (also Return to Sports, Job, etc.). Dieser Punkt ist möglicherweise der wichtigste für uns Therapeuten und Ärzte – gerade für einen funktionellen Ansatz: Woher kommt der Patient eigentlich, oder genauer gesagt: woher kommt das Knie, die Hüfte, die Schulter, die Wirbelsäule oder der Muskel? Was hat dieser und natürlich der umgebende Haltungsapparat vor der Verletzung geleistet, d. h., wie ist die Bezugsgröße für unsere Return-to-Sports-Strategie?

In jedem Fall muss der Rehabilitationsprozess individuell an die Schwere der Verletzung, die jeweilige Leistungsfähigkeit des Patienten und den Fortschritt innerhalb des Prozesses angepasst werden. Dies erfordert ein klares Schema/Stufenansatz und valide Methoden, um den aktuellen Stand des Patienten zu testen und zu retesten. Solche definierten Schritte oder Stufen bis hin zum kompletten Return to Sports sollten Ärzten/Therapeuten als objektives Hilfsmittel und den Patienten als Leitfaden und Motivation (die nächste Stufe zu erreichen) dienen. Verschiedene Arbeitsgruppen sind auf einem guten Weg, einen solchen Algorithmus zu erstellen. Um dessen Sinnhaftigkeit zu testen, ist jeweils das Zusammenspiel von Praxis und Forschung nötig. So muss es künftig unser Ziel sein, derartige Ansätze wissenschaftlich zu untersuchen, damit wir für die tägliche Praxis ein valides Mittel zur Verfügung haben.

Die Schwerpunktartikel dieser Ausgabe beleuchten das Thema „Post Injury“ aus verschiedenen Blickwinkeln, und die Autoren zeigen einen klaren Weg auf, den sie an einem Fallbeispiel erläutern.