Einleitung:
Das aktuelle Phänomen der digitalen Selbstvermessung, oft mit der avantgardistischen
Quantified-Self-Gemeinschaft gleichgesetzt, steht für ein umfassendes Sammeln von
eigenen Körper- und Verhaltensmerkmalen mittels unterschiedlicher digitaler Messtechnik
(Wearables/Apps). Die Parameter, wie etwa Körpergewicht, Puls, Schritte oder Kalorien,
werden numerisch erhoben und als Zahl, Quotient oder in Diagrammen dargestellt. Daraus
soll, so ein formuliertes Ziel der Messenden, ein durch Feedback-Schleifen hervorgebrachtes
„Self-knowledge through numbers“ gewonnen und auf unterschiedliche Lebensbereiche
(z.B. Gesundheit, Fitness, Produktivität) angewendet werden. Dies wird zum Anlass
für einen reflektierenden Umgang mit erzeugtem Wissen über sich selbst genommen.
Material & Methoden:
Überblick über die aktuelle Forschungsliteratur und eigener Forschungsarbeit mit narrativen
Interviews und ethnografischer Erhebungs- und Auswertungsmethoden.
Ergebnisse:
Durch die quantitative Selbstvermessung wird der Körper zum individuellen Gestaltungs-
und Wissensobjekt. Hierbei wechseln sich Momente der Disziplinierung des Körpers mit
zur Selbstermächtigung führenden Handlungen ab. Einerseits wird der Körper einer Rationalisierungs-
und Optimierungslogik durch den numerischen Datenumgang unterworfen. Andererseits
ergibt sich so ein reflektiert selbstbestimmtes Handeln durch das hervorgebrachte
Wissen. Trotz unterschiedlicher Vermessungspraktiken, zeigt sich ein Herstellen eines
Einschätzungsvermögens im Umgang mit und Gestaltung von dem eigenen Körper. Bislang
wurden hierfür überwiegend die Vermessungspraktiken der QS-Gemeinschaft fokussiert.
Diskussion:
Mit Fokus auf Praktiken jenseits der QS-Gemeinschaft und der Hervorbringung eines
Einschätzungsvermögens, lassen sich so Distanzierungen zu Selbstvermessungsaufforderungen
ausmachen.
Schlussfolgerung:
Die bislang von der Soziologie hauptsächlich untersuchten Vermessungspraktiken der
QS-Gemeinschaft zeigen nur einen Ausschnitt möglicher Selbstvermessungspraktiken.