Hintergrund:
Der Public Health Impact computergestützter Interventionen ist häufig durch eine geringe
Erreichung limitiert. Gleichzeitig können Selektionsfaktoren zur Verstärkung sozialer
Ungleichheit in der Versorgung beitragen. Im vorliegenden Beitrag wird untersucht,
inwieweit soziodemografische und depressionsspezifische Faktoren mit der Inanspruchnahme
eines computergestützten Angebotes zur Förderung depressionspräventiver Verhaltensweisen
in primärmedizinischen Settings assoziiert sind.
Methoden:
Insgesamt wurden 12.757 konsekutive Patienten in Krankenhäusern und Hausarztpraxen
durch Studienpersonal angesprochen und via iPad zu depressiven Symptomen befragt.
1.252 Patienten (62,8% weiblich; Alter M = 40,3) berichteten depressive Symptome in
den letzten 12 Monaten und erhielten ein Angebot zur Teilnahme an einer sechsmonatigen
Interventionsstudie (Intervention: wöchentliche SMS/E-Mail; vier telefonische Befragungen
und drei computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe).
Ergebnisse:
Einer Interventionsteilnahme stimmten 49,5% der eligiblen Patienten zu. Die Ausprägung
depressiver Symptome erwies sich als signifikanter Prädiktor für die Zustimmung (z.B.
Vorliegen einer Majoren Depression: OR = 1,37, p = 0,005). Auf Symptomebene zeigte
sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Ein- oder Durchschlafstörungen und der
Teilnahme (OR = 1,32, p = 0,021). Alter, Bildung, Geschlecht, Familienstand und Erwerbstätigkeit
waren nicht mit der Studienteilnahme assoziiert.
Schlussfolgerungen:
Die Daten zeigen, dass vorrangig schwerer betroffene Personen im Setting erreicht
werden und schlafassoziierte Symptome affektiver Störungen die Erreichung begünstigen.
Es finden sich keine Hinweise auf Selektionsfaktoren, die eine Verstärkung der sozialen
Ungleichheit nahelegen. Proaktive Ansätze in der medizinischen Versorgung scheinen
geeignet, Erreichungsdefizite von e-Health-Angeboten zu reduzieren und die niederschwellige
Versorgung bei Depressionen zu verbessern.