Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 823
DOI: 10.1055/s-0038-1667784
Beiträge am Freitag, 14.09.2018
Vorträge
Prävention in der medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Proaktive computergestützte Depressionsprävention in der primärmedizinischen Versorgung: Wer wird erreicht?

K Krause
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
,
D Gürtler
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung), Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
A Möhring
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung), Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
G Bischof
3   Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck, Deutschland
,
U John
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung), Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
C Meyer
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland
2   DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung), Standort Greifswald, Greifswald, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Der Public Health Impact computergestützter Interventionen ist häufig durch eine geringe Erreichung limitiert. Gleichzeitig können Selektionsfaktoren zur Verstärkung sozialer Ungleichheit in der Versorgung beitragen. Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, inwieweit soziodemografische und depressionsspezifische Faktoren mit der Inanspruchnahme eines computergestützten Angebotes zur Förderung depressionspräventiver Verhaltensweisen in primärmedizinischen Settings assoziiert sind.

Methoden:

Insgesamt wurden 12.757 konsekutive Patienten in Krankenhäusern und Hausarztpraxen durch Studienpersonal angesprochen und via iPad zu depressiven Symptomen befragt. 1.252 Patienten (62,8% weiblich; Alter M = 40,3) berichteten depressive Symptome in den letzten 12 Monaten und erhielten ein Angebot zur Teilnahme an einer sechsmonatigen Interventionsstudie (Intervention: wöchentliche SMS/E-Mail; vier telefonische Befragungen und drei computergenerierte individualisierte Rückmeldebriefe).

Ergebnisse:

Einer Interventionsteilnahme stimmten 49,5% der eligiblen Patienten zu. Die Ausprägung depressiver Symptome erwies sich als signifikanter Prädiktor für die Zustimmung (z.B. Vorliegen einer Majoren Depression: OR = 1,37, p = 0,005). Auf Symptomebene zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Ein- oder Durchschlafstörungen und der Teilnahme (OR = 1,32, p = 0,021). Alter, Bildung, Geschlecht, Familienstand und Erwerbstätigkeit waren nicht mit der Studienteilnahme assoziiert.

Schlussfolgerungen:

Die Daten zeigen, dass vorrangig schwerer betroffene Personen im Setting erreicht werden und schlafassoziierte Symptome affektiver Störungen die Erreichung begünstigen. Es finden sich keine Hinweise auf Selektionsfaktoren, die eine Verstärkung der sozialen Ungleichheit nahelegen. Proaktive Ansätze in der medizinischen Versorgung scheinen geeignet, Erreichungsdefizite von e-Health-Angeboten zu reduzieren und die niederschwellige Versorgung bei Depressionen zu verbessern.