Hintergrund:
Gesundheitskompetenz (GK) umfasst die Lese- und Schreibfähigkeit von gesundheitsbezogenen
Informationen und die Motivation und Kompetenzen diese Informationen zu finden, zu
verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Auf Basis dieses umfassenden Verständnis
von GK wurde im Rahmen des European Health Literacy Survey ein Instrument (HLS-EU-Q16)
entwickelt, mit dem die selbsteingeschätzte GK in verschiedenen Bevölkerungsgruppen
in Deutschland untersucht wird.
Methoden:
Anhand von Daten der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA2014/2015-EHIS)
wurden für 6 thematisch unterschiedliche Fragen aus dem HLS-EU-Q16 Unterschiede in
der selbsteingeschätzten GK zwischen Alleinerziehenden vs. Paaren, Arbeitslosen vs.
Erwerbstätigen, Personen mit Armutsrisiko vs. Hocheinkommensgruppe sowie Menschen
mit vs. ohne Behinderung analysiert. Die Ergebnisse wurden zusätzlich für Alter, Geschlecht,
Bildung und Selbstwirksamkeitserwartung adjustiert.
Ergebnisse:
Arbeitslose, Personen mit Armutsrisiko und Menschen mit Behinderung berichten berichteten
häufiger über Schwierigkeiten beim Umgang mit Gesundheitsinformationen als ihre Vergleichsgruppen.
Die Unterschiede waren besonders groß zwischen der Armutsrisiko- und Hocheinkommensgruppe,
z.B. 9,9% vs. 18,3% hatten Schwierigkeiten zu verstehen, was der Arzt sagt. Zwischen
Alleinerziehenden und Paaren mit Kindern wurden keine Unterschiede in der selbsteingeschätzten
GK gefunden.
Schlussfolgerungen:
Menschen in besonderen Lebenslagen berichteten häufiger über Schwierigkeiten beim
Nutzen von gesundheitsbezogenen Informationen im Kontext von Prävention und Inanspruchnahme
des Gesundheitswesens. Die Unterschiede waren besonders groß beim Finden von Informationen
über Therapien und beim Verstehen von Gesundheitswarnungen. Spezifische Angebote und
Strukturen sind erforderlich, um die GK in diesen Bevölkerungsgruppen zu fördern.