Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 823
DOI: 10.1055/s-0038-1667782
Beiträge am Freitag, 14.09.2018
Vorträge
Soziale Lage und Gesundheit; Lebensphasenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Gesundheitskompetenz von Menschen in besonderen Lebenslagen in Deutschland

C Diederichs
1   Robert Koch-Institut, Abteilung 2, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
O Domanska
1   Robert Koch-Institut, Abteilung 2, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
J Hoebel
1   Robert Koch-Institut, Abteilung 2, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
S Jordan
1   Robert Koch-Institut, Abteilung 2, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Gesundheitskompetenz (GK) umfasst die Lese- und Schreibfähigkeit von gesundheitsbezogenen Informationen und die Motivation und Kompetenzen diese Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Auf Basis dieses umfassenden Verständnis von GK wurde im Rahmen des European Health Literacy Survey ein Instrument (HLS-EU-Q16) entwickelt, mit dem die selbsteingeschätzte GK in verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Deutschland untersucht wird.

Methoden:

Anhand von Daten der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA2014/2015-EHIS) wurden für 6 thematisch unterschiedliche Fragen aus dem HLS-EU-Q16 Unterschiede in der selbsteingeschätzten GK zwischen Alleinerziehenden vs. Paaren, Arbeitslosen vs. Erwerbstätigen, Personen mit Armutsrisiko vs. Hocheinkommensgruppe sowie Menschen mit vs. ohne Behinderung analysiert. Die Ergebnisse wurden zusätzlich für Alter, Geschlecht, Bildung und Selbstwirksamkeitserwartung adjustiert.

Ergebnisse:

Arbeitslose, Personen mit Armutsrisiko und Menschen mit Behinderung berichten berichteten häufiger über Schwierigkeiten beim Umgang mit Gesundheitsinformationen als ihre Vergleichsgruppen. Die Unterschiede waren besonders groß zwischen der Armutsrisiko- und Hocheinkommensgruppe, z.B. 9,9% vs. 18,3% hatten Schwierigkeiten zu verstehen, was der Arzt sagt. Zwischen Alleinerziehenden und Paaren mit Kindern wurden keine Unterschiede in der selbsteingeschätzten GK gefunden.

Schlussfolgerungen:

Menschen in besonderen Lebenslagen berichteten häufiger über Schwierigkeiten beim Nutzen von gesundheitsbezogenen Informationen im Kontext von Prävention und Inanspruchnahme des Gesundheitswesens. Die Unterschiede waren besonders groß beim Finden von Informationen über Therapien und beim Verstehen von Gesundheitswarnungen. Spezifische Angebote und Strukturen sind erforderlich, um die GK in diesen Bevölkerungsgruppen zu fördern.