Onkologische Welt 2010; 01(02): 55-59
DOI: 10.1055/s-0038-1631580
Radioonkologie
Schattauer GmbH

Subjektive Konzepte von Radioaktivität

Keine Änderung nach erfolgreicher RadioiodtherapieSubjective concepts of radioactivityNo change after successful radioiodine therapy
L. S. Freudenberg
1   Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
,
S. P. Müller
1   Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
,
T. Beyer
1   Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
,
A. Bockisch
1   Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
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Publication Date:
01 February 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ziel dieser Untersuchung ist es, mit kulturwissenschaftlicher Methodik die Einstellungen zu radioaktiver Strahlung bei Patienten mit funktionell relevanter Schilddrüsenerkrankung vor und nach Radioiodtherapie zu untersuchen. Diese Studie überprüft, ob und inwieweit sich die Patientenbewertung von Radioaktivität als allgemeines Abstraktum und Radioaktivität im medizinischen Kontext ändert. Patienten, Methoden: 29 Patienten (17 Frauen, 12 Männer,Alter 35–79 Jahre) mit funktionell re-levanter Schilddrüsenautonomie wurden vor und 22–27 Monate nach Radioiodtherapie mit einer kombinierten qualitativen Technik (offene Interviews) und einem quantitativen Ranking (1: positiv bis 5: negativ) zu ihrer Einstellung gegenüber Radioaktivität im All-gemeinen und zur Radioiodtherapie im Besonderen befragt. Ergebnisse: Die inhaltsanalytische Auswertung zeigt ein heterogenes Bild von im Kern meist negativen Vorstellungen und Einschätzungen zur Radioaktivität im Allgemeinen, die im Wesentlichen vor und nach Radioiodtherapie nahezu unverändert sind. Dies bestätigt die quantitative Untersuchung,die keine signifikanten Unterschiede zeigt (p=0,15). Bezogen auf die therapeutische Anwendung von Radioaktivität geben die Patienten nach erfolgter Radioiodtherapie eine deutlich positivere Einschätzung.Auch in der qualitativen Auswertung zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Einschätzung nach Radioiodtherapie (p=0,03). Schlussfolgerung: Eine erfolgreiche Radioiodtherapie ändert zwar die Einstellung zur Therapie selber – Radioaktivität imAllgemeinen wird aber weiter sehr negativ gesehen. Die Unter-suchungsergebnisse geben wichtige Informationen für das ärztliche Aufklärungsgespräch vor Radioiodtherapie,zum einen was den Um-gang mit Patientenaussagen und zum anderen was die Entwicklung von Strategien zum persönlichen Umgang damit angeht.