Kinder- und Jugendmedizin 2009; 09(05): 282-288
DOI: 10.1055/s-0038-1628933
Berufsbild Kinderarzt
Schattauer GmbH

Persönlichkeitsbesonderheiten und Werthaltungen von Kinderärzten

Eine Befragung der Universität Leipzig von Kinderärzten im mitteldeutschen RaumPersonality traits and personal values of paediatriciansA questionnaire developed by the University of Leipzig for padiatricians in the central region of Germany
F. Schlensog-Schuster
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche am Kinderzentrum der Universität Leipzig;
,
S. Schuster
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche am Kinderzentrum der Universität Leipzig;
,
W. Kiess
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche am Kinderzentrum der Universität Leipzig;
,
E. Brähler
2   Selbstständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie der Universität Leipzig
,
Ch. Schröder
2   Selbstständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie der Universität Leipzig
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Received: 06 February 2009

Accepted: 13 February 2009

Publication Date:
25 January 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die beruflichen Anforderungsmerkmale von Kinderärzten unterscheiden sich deutlich von Ärzten aus operativen Fächern. Ihre Arbeit ist geprägt von vielfältigen Interaktionsanforderungen. Sie müssen die Bedürfnisse und Nöte des Kindes verstehen und diese mit den Bedürfnissen der Eltern abgleichen und die Einflüsse anderer sozialer sowie entwicklungspsychologischer Faktoren berücksichtigen. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich bei Kinderärzten Persönlichkeitsbesonderheiten und Werthaltungen ausbilden, die von durchschnittlichen Persönlichkeitsprofilen der Allgemeinbevölkerung und anderer Facharztgruppen abweichen.

In der vorliegenden Untersuchung wurde diese Annahme mithilfe des NEO-Fünf-FaktorenInventars (NEO-FFI) nach Borkenau und Ostendorf (4), des Portraits Values Questionnaire (PVQ) nach Schwartz (48) und des Tests zur Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) nach Jerusalem und Schwarzer (30) überprüft. Erstmalig wurden Kinderärzte auch dazu befragt, welches Arzt-Patienten-Modell sie bevorzugen.

Nach den Ergebnissen dieser Befragung von 98 Kinderärzten im mitteldeutschen Raum können Kinderärzte im Wesentlichen als offener für neue Erfahrungen, kreativer, verträglicher, wissbegieriger, weniger ängstlich und weniger nervös als die Allgemeinbevölkerung beschrieben werden. Außerdem streben sie weniger nach Macht, Sicherheit und Konformität, aber nach mehr Selbstbestimmung als die Allgemeinbevölkerung. Es ist deshalb vorläufig davon auszugehen, dass es bei Kinderärzten ebenso wie bei Chirurgen eine anforderungsspezifische Persönlichkeitsakzentuierung gibt.

Summary

Paediatricians are different from surgeons by their inside and outside perception. The work of the paediatrician is impressing by working in huge interactional systems. First of all they have to understand the griefs and desires of the child, second the needs of the parents and additional social and development factors. That’s why the first hypothesis was that there are differences between paediatricians and the general public in individual personality traits and personal values. The investigation was using the German version of the NEO-FIVE-Factor Inventory by Borkenau and Ostendorf (4), the Portrait Values Questionnaire (PVQ) created by Schwartz (48), the General Self-Effiacy Scale developed by Jerusalem & Schwarzer (30) and a own created question concerning the preferred physician-patient-relationship. The nonrepresentative investigation found out a correlation between the personal traits and values and the individual preferred patient-physician-model.

In the context of the questionnaire in the middle of Germany where 98 paediatricians were a part of it the results show that paediatricians fall into the group which scored higher on extraversion and agreeableness. They do not want more power, security or conformation as the general public, but the paediatricians need more self determination.