Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(47): 2381-2385
DOI: 10.1055/s-0034-1387377
Originalarbeit | Original article
Kardiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit junger Erwachsener

Eine Erhebung bei Zeit- und BerufssoldatenCardiovascular risk factors and their influence on the physical fitness of young adults: an assessment among regular and professional soldiers in Germany
S. Sammito
1   Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Sachgebiet Wehrmedizinische Forschung, Koblenz
2   Bereich Arbeitsmedizin der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
I. Niebel
3   Fachuntersuchungsstelle Innere Medizin des Fachsanitätszentrums Augustdorf
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Publication History

17 December 2013

17 July 2014

Publication Date:
12 November 2014 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Die physischen, psychischen und kognitiven Anforderungen an das Berufsbild des Soldaten haben sich in den letzten Jahrzehnten beträchtlich erhöht. Gleichzeitig hat sich die moderne Gesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt, der es an Bewegung mangelt. Daher sind Kenntnisse über Auswirkungen des ungünstigen Lebensstils auf die körperliche Leistungsfähigkeit von hoher Bedeutung.

Patienten und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Querschnittsuntersuchung wurden die Tauglichkeitsuntersuchungen von 1570 aktiven Soldaten (95,3 % Männer; mittleres Alter 23,8 ± 2,7 Jahre) hinsichtlich der Verteilung kardiovaskulärer Risikofaktoren, deren Einfluss auf die körperliche fahrradergometrische Leistungsfähigkeit und Gründe der Nicht-Tauglichkeit systematisch erfasst.

Ergebnisse: Bei den untersuchten jungen Soldaten zeigte sich ein hoher Anteil von Rauchern (54,8 %), Übergewichtigen (51,1 %) und Personen mit einer positiven Familienanamnese für kardiovaskuläre Erkrankungen (22,6 %). Fettstoffwechselstörungen waren geringer (14,9 bzw. 21,2 %), manifeste Erkrankungen waren kaum bzw. nicht nachweisbar. Die körperliche Leistungsfähigkeit auf dem Fahrradergometer sank signifikant mit der Anzahl der kardiovaskulären Risikofaktoren. Übergewicht und Hypercholesterinämie zeigten sich als die Faktoren mit dem stärksten Einfluss auf die Reduzierung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Hauptsächliche Gründe für die Nicht-Tauglichkeit waren erhöhtes Körpergewicht, nutritiv-toxische Transaminasenerhöhungen und Mangel an Ausdauertraining.

Folgerung: Die Reduktion der körperlichen Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der Anzahl an Risikofaktoren ist ein erstzunehmendes Problem. Dies gilt insbesondere, da sie unabhängig von manifesten chronischen Erkrankungen festgestellt wurde, die in dieser jungen Gruppe erwartungsgemäß noch nicht in großer Zahl vorlagen.

Abstract

Background and aims: The physical, mental and cognitive demands for military servicemen and -women have increased over the last decades. On the other side, modern society has become a service society with low physical activity during daily life. Consequently, knowledge about effects of this unfavorable lifestyle for physical fitness is of high concern.

Patients and methods: A retrospective cross-sectional study was done that included 1570 active soldiers (95.3 % men; mean age 23.8 ± 2.7 years). Number of cardiovascular risk factors, their influence on physical fitness and reasons for non-fitness for a soldier career were recorded methodically.

Results: 54.8 % of the examined soldiers were active smokers, 51.1 % were overweight or obese and 22.6 % had a positive family history of cardiovascular diseases. Lipometabolic disorder was lower (14.9 and 21.2%, respectively ) and apparent diseases were rarely or not detectable. Physical fitness on a bicycle ergometer decreased with increasing number of cardiovascular risk factors. Overweight and hypercholesterolemia were the risk factors with the greatest effect on this reduction. The most frequent reasons for non-fitness for duty were overweight, nutritive-toxic liver diseases and low physical fitness.

Conclusion: The reduction of physical fitness due to the increasing number of cardiovascular risk factors is a serious problem, particularly because it happens in absence of manifest chronic diseases.