Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(07/08): 442-446
DOI: 10.1055/s-0034-1386705
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Reanimation zwischen den Guidelines – Was hat sich seit 2010 getan?

Resuscitation between the Guidelines
Clemens Kill
,
Bernhard Schieffer
,
Hinnerk Wulf
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Publication Date:
19 August 2014 (online)

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Zusammenfassung

Therapiestandards zur Reanimation von Patienten mit Kreislaufstillstand werden durch internationale Leitlinien festgelegt, die im Abstand von fünf Jahren auf dem Boden des aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstands definiert werden. Wissenschaftlicher Fortschritt schreitet aber schneller voran und so sind seit der letzten Aktualisierung im Jahre 2010 eine Reihe von Verfahren zur Reanimation durch neuere Arbeiten in die Diskussion geraten und sollten neu bewertet werden. Einen wichtigen Stellenwert für die Prognose von Patienten nehmen hierbei Innovationen bei der endotrachealen Intubation, bei maschineller Beatmung unter Reanimation und beim Einsatz mechanischer Reanimationsgeräte und extrakorporaler Unterstützungssysteme ein. Ferner sind Einsatzoptionen der Hypothermie und die systematische Weiterbehandlung nach Kreislaufstillstand weiterentwickelt worden. Die vorliegende Übersicht diskutiert den Stellenwert dieser aktuellen Entwicklungen im Kontext der noch gültigen Leitlinien.

Abstract

The standards of treatment of patients suffering cardiac arrest is defined by international guidelines for cardiopulmonary resuscitation, that are updated every five years. Scientific knowledge is continuously increasing and recent studies should be considered and discussed to improve the results of daily emergency care. There are some leading topics of the ongoing discussion concerning airwaymanagement, mechanical ventilation, mechanical cpr-devices and extracorporal life support. The strategies of postresuscitation care are also in the focus of interest. This review presents and discusses the value of recent investigations on resuscitation science.

Kernaussagen

  • Die Reanimation beim Kreislaufstillstand stellt die Notfallmedizin vor hohe Anforderungen, die im internationalen Vergleich durch die Notarztsysteme im deutschsprachigen Raum optimal erfüllt werden könnten.

  • Der Stellenwert der endotrachealen Intubation bei der Reanimation im Vergleich zu den supraglottischen Atemwegshilfen wird durch aktuelle Daten zunehmend gefestigt.

  • Die Beatmung während der Reanimation unterliegt geänderten physiologischen Voraussetzungen und kann besonders bei manueller Ventilation auch nachtteilbehaftet sein. Bestmögliche maschinelle Beatmungsmuster sind derzeit Gegenstand laufender Diskussion.

  • Maschinelle Reanimationsgeräte haben nach aktueller Datenlage keinen Vorteil und keinen Nachteil gegenüber manueller Reanimation beim unmittelbaren Einsatz am Notfallort. Vorteilhaft erscheint die Anwendung für Transporte unter prolongierter Reanimation.

  • Der Einsatz eines veno-arteriellen Bypasses unter Reanimation in geeigneten Zentren ist eine derzeit vielversprechende Therapieoption im refraktären Kreislaufstillstand.

  • Die Kombination von Adrenalin-Vasopressin-Hydrocortison anstelle von Adrenalin alleine beim Kreislaufstillstand ist eine mögliche zukünftige pharmakologische Therapieoption unter Reanimation.

  • Nach wie vor ist das optimale Temperaturmangement während und nach Kreislaufstillstand aufgrund widersprüchlicher Daten unsicher. Eine routinemäßige Hypothermie nach ROSC erscheint dennoch derzeit angemessen, einzelne Daten weisen auf Vorteile der Hypothermie bereits unter Reanimation hin.

  • Die klinische Weiterbehandlung nach Kreislaufstillstand sollte in spezialisierten Cardiac-Arrest-Zentren mit standardisierten Diagnostik- und Therapieverfahren einschließlich der Bildgebung mittels CT erfolgen.

Ergänzendes Material