ergopraxis 2013; 6(04): 12-14
DOI: 10.1055/s-0033-1343366
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Das Poster – Ein Quadratmeter voll Wissenschaft

Anke Zillessen

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Publikationsdatum:
04. April 2013 (online)

 

Ergotherapeuten entwickeln zunehmend Forschergeist – auch in Deutschland. Damit Studienergebnisse ihren Weg in die Praxis finden, stellen Forscher sie auf Kongressen zur Diskussion. Zum Beispiel in Form eines wissenschaftlichen Posters. Mit einigen Tricks und Regeln wird das Poster zum Hingucker.


Anke Zillessen

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Anke Zillessen lebt und arbeitet als Physiotherapeutin und Autorin in Freiburg. Seit vielen Jahren berät sie Therapeuten bei der Öffentlichkeitsarbeit. Sie liebt es, für Erlebtes, Gespürtes und scheinbar Unfassbares eine lebendige Sprache zu finden.

In wissenschaftlichen Arbeiten steckt meist viel Zeitaufwand und eine Menge Herzblut. Werden die Forschungsergebnisse dann anhand eines Posters präsentiert, gilt es, die Kernaussage auf den Punkt zu bringen. „Und gerade darin liegt die Kunst eines Posters“, weiß Annkathrin Bade. Auf dem Ergotherapiekongress in Kassel präsentierte sie 2012 mit einem Poster ihre Diplomarbeit zum Thema „Ergotherapie als integriertes Konzept im Kinderhospiz“. Dazu hatte sie sich im Vorfeld mit dem sogenannten „Abstract“ ihrer Studie beworben.

Das Poster soll ins Auge springen

Das Abstract überzeugte. Nun ging es darum, die Forschungsergebnisse auf der Fläche von eineinhalb Quadratmetern unterzubringen. „Mein Poster sollte ins Auge springen“, so Annkathrin Bade. Denn schließlich gilt es, im Poster-Dschungel neben den vielen anderen Plakaten nicht unterzugehen. Doch ein Poster muss natürlich seriös bleiben – dem wissenschaftlichen Rahmen angemessen. Interesse wecken kann das Poster um Beispiel durch einen aussagekräftigen Titel und kurze, verständliche Texte. Für Annkathrin Bade war es wichtig, eine klar erkennbare Überschrift zu formulieren, die sich vom Rest der Beiträge abhebt. Die Textpassagen soll-sollten den Inhalt ihres Themas verständlich und knapp wiedergeben. Anstelle inhaltsleerer Überschriften, die auf jedem Poster zu finden sind („Ergebnisse“, „Schlussfolgerung“), sollte man sich lieber für echte aussagekräftige Titel entscheiden. „Der Sinn des Posters besteht darin, Interesse beim Betrachter zu wecken und einen kurzen Überblick zu geben. Es sollte die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse kurz zusammenfassen.“ Eine Abbildung kann als Hingucker dienen – beispielsweise zum Versuchsaufbau. „Wichtig ist, dass Bilder ohne große Kenntnis über das Thema klar verständlich und aussagekräftig sind“, so die Ergotherapeutin.

Ein gutes Poster veranschaulicht die Kernaussage einer Studie.


Miniposter zum Mitnehmen

Doch selbst wenn Bilder, Layout und Thema eines Posters die Betrachter ansprechen, besteht die Gefahr, dass die Inhalte bereits nach kurzer Zeit verblasst sind. Miniposter im DIN-A4Format zum Mitnehmen sind daher ein Service, der gut ankommt und auch die spätere Kontaktaufnahme erleichtert. Annkathrin Bade hat auch Visitenkarten ausgelegt. „Ich wollte interessierten Teilnehmern die Möglichkeit geben, Rückfragen zu stellen und mit mir in Kontakt zu treten.“ Außerdem hatte die Ergotherapeutin einen Aushang mit einem Foto von sich und einer kurzen Vorstellung ihrer Person angefertigt: „Ich finde es ansprechend, wenn der Bezug zum Autor hergestellt wird. Denn wenn ich mich für ein Thema, einen Artikel oder ein Buch interessiere, möchte ich mir ein Bild von der Person machen, die hinter der Arbeit steht.“


Die Präsentation als Happening

Ein Poster ist ideal als Präsentationsform. Und deutlich entspannter als ein Vortrag, bei dem viele Kollegen tausend Tode sterben. Rein zeitlich haben Poster außerdem die größere Chance, von vielen wahrgenommen zu werden. Vorträge sind nach zwanzig Minuten verpufft. Beim Ergotherapiekongress hängen die Poster hingegen ganze drei Tage lang. Viele Kongressteilnehmer haben so die Möglichkeit, auch ohne die Präsenz der Autoren einen Einblick in deren Studien zu gewinnen. Während der sogenannten Posterbegehung ist dann der persönliche Kontakt möglich. Hier können sich Kollegen austauschen. Dabei spielt es eine große Rolle, dass man sein Thema mit Begeisterung und Hingabe vertritt. Dann kann daraus schnell ein Happening werden.

Es soll ins Auge springen, aber dennoch professionell und seriös wirken.


Gute Gestaltung zahlt sich aus

Dennoch: Der erste optische Eindruck des Posters entscheidet, ob die wissenschaftliche Arbeit bei den Kollegen Interesse weckt. „Mein Poster sollte visuell ansprechend sein“, sagt Annkathrin Bade. „Ich wollte die Besucher motivieren, sich mit meinem Poster auseinanderzusetzen und vor allem auch die Textpassagen zu lesen.“ Dabei war ihr wichtig, das Poster klar zu strukturieren und übersichtlich aufzubauen. Denn: Unüberschaubare Textwüsten wirken abschreckend.

DRUCK-INFOS UND KOSTEN

Vom PC zum fertigen Poster

Wissenschaftliche Poster entstehen meistens an Universitäten und Hochschulen. Ausgedruckt werden sie über das jeweilige Rechenzentrum. Oft übernimmt die Uni, die Hochschule oder die Abteilung die Druckkosten für das Poster. Privatleute können bei den Rechenzentren der Universitäten in der Regel keinen Druck in Auftrag geben, sie müssen ihr Poster von gut ausgestatteten Copy-Shops oder Repro-Diensten drucken lassen.

DIN-A0-Ausdrucke (841x1189 mm) auf mattem 170-g-Papier oder auf Fotoglanzpapier gibt es bei Online-Druckereien bereits ab 25 Euro. Für die wetterfeste Versiegelung (Laminierung) kommen rund 20 Euro hinzu. Die Laminierung empfiehlt sich, wenn Sie das Poster mehrmals nutzen oder wenn es längere Zeit im Institut oder der therapeutischen Einrichtung hängen soll. Wie die Daten zum Drucker kommen, erfragen Sie am besten vor Ort. In der Regel können Sie sie per E-Mail oder auf CD-ROM liefern, am besten als druckfertige Datei im PDF-Format. Viele Hochschulen haben auf ihrer Website Leitlinien zur Postererstellung und Datenübermittlung veröffentlicht, zum Beispiel die Uni Lübeck unter www.itsc.uni-luebeck.de > „Dienstleistungen“ > „IT-Basisdienste“ > „Posterdruck“.

ZUSATZINFOS

Posterbeispiele

Das Poster von Annkathrin Bade zum Thema „Ergotherapie als integriertes Konzept im Kinderhospiz“ finden Sie am Ende dieser Seite.

Ein weiteres Beispiel für ein wissenschaftliches Poster finden Sie zum Thema „AbsolventInnen des Bachelor-Studiengangs Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie: Wert des Studiums, Übergang in den Arbeitsmarkt, Tätigkeiten und Perspektiven“ unter www.hawk-hhg.de/sozialearbeitundgesundheit/media/Umfrageergebnis_1.pdf.

Neben guter Papier- und Druckqualität zahlt sich auch die professionelle Gestaltung aus. Mit Hilfe von benutzerfreundlicher Software lassen sich Poster auf dem Bildschirm leicht erstellen. Der Studienaufbau spiegelt sich dabei in der grafischen Gestaltung des Posters wider. Ausdrucken kann man sein Poster beispielsweise über das Rechenzentrum der Uni. Auch bei Annkathrin Bade lief die Veröffentlichung ihres Posters über die Hochschule: „Für denWiedererkennungswert habe ich das Logo der Hochschule eingefügt.“Mit einer Posterrolle im Gepäck reiste sie dann zum Ergotherapiekongress nach Kassel.

Posterpräsentationen ermöglichen es, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.


Mit dem passenden Handwerkszeug ist ein Poster kein Hexenwerk

Posterpräsentationen haben ihren besonderen Reiz. Sie könnten zu einer gängigen Präsentationsform ergotherapeutischer Forschung werden. Es muss ja nicht gleich eine aufwendige Studie sein. Schon um das Ergebnis einer Fallstudie aus dem Praxisalltag auf den Punkt zu bringen, bietet sich ein Poster an. Warum nicht auch mal als Infoplakat im Wartezimmer einer Ergotherapiepraxis oder im Eingangsbereich einer Reha-Klinik? Mit dem passenden Handwerkszeug ist das kein Hexenwerk („Handwerkszeug“)!

HANDWERKSZEUG

So gelingt ein gutes Poster


Grundsätzliches vorweg


Für die Posterpräsentation auf einem Kongress bewerben Sie sich mit einem Abstract, der Zusammenfassung einer wissenschaftlichen Arbeit. Spätestens mit der Benachrichtigung, dass die Arbeit in das Kongressprogramm aufgenommen ist, erhalten Sie Angaben zum Posterformat und zur Kongresssprache. Die internationale Wissenschaftssprache ist Englisch. Doch bei Kongressen im deutschen Raum sind durchaus auch deutschsprachige Poster zugelassen.


Aufbau


Mit Papier und Bleistift fertigen Sie zunächst eine Skizze des Posters, indem Sie die Fläche in einen Titel- und einen mehrspaltigen Hauptbereich einteilen.


Grundsätzlich sollte das Bildmaterial etwa die Hälfte der Fläche füllen. Dafür eignen sich Fotos, Grafiken und Diagramme. Der Titelbereich geht über die ganze Posterbreite. Daneben stehen die Autorennamen sowie die Bezeichnung und das Logo der Einrichtung, in der die wissenschaftliche Arbeit entstanden ist (Institut, Klinik, Universität). Die meisten Poster sind hochformatig und im Hauptbereich in zwei Spalten aufgeteilt.


Struktur


Die Struktur eines wissenschaftlichen Posters orientiert sich an der Gliederung eines wissenschaftlichen Fachartikels:

  • > Titel: Der Titel des Posters muss sich nicht wörtlich mit dem der Studie decken. Eine knappe Überschrift mit treffenden Worten zeigt in Sekundenschnelle, worum es geht, und macht neugierig. Vorsicht: Allzu reißerische Titel könnten unseriös wirken.

  • > Abstract: Die Zusammenfassung auf dem Poster unterzubringen, wäre nicht sinnvoll, denn das Poster selbst ist ja die Zusammenfassung der Studie.

  • > Einführung: Sie führt kurz in das Thema und die Fragestellung der Arbeit ein.

  • > Material und Methode: Hier könnte ein Foto des Versuchsaufbaus mit einer anschaulichen Bildunterschrift darüber informieren, welches Studiendesign, welche Apparate und Messmethoden Sie als Autor genutzt haben.

  • > Ergebnisse: Ein kurzer Text stellt die Ergebnisse der Studie vor – möglicherweise unterstützt durch ein Balken-oder Tortendiagramm. So visualisiert, lässt sich das Ergebnis vom Betrachter am schnellsten aufnehmen. Tabellen sind auf Postern optisch eher ungünstig.

  • > Diskussion: Auf dem Poster können Sie auf die Diskussion verzichten, obwohl sie das Herzstück jeder Studie ist. Doch bei der Posterpräsentation findet die Diskussion mit den Kongressteilnehmern und dem Chairman während der Begehung statt.

  • > Schlussfolgerung: Sie präsentiert stichwortartig oder in prägnanten, kurzen Sätzen das Ergebnis der Studie.

  • > Referenzen: Die Literaturangaben haben am unteren Rand des Posters Platz – klein gedruckt. Die drei oder vier wichtigsten Angaben reichen.

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Service für den Betrachter: Eine klare, großzügige Gestaltung erleichtert das Erfassen der Inhalte.
(Grafik: H. Hübner)

Hintergrundgestaltung


Damit sich das Poster von anderen und der Umgebung abheben kann, sollten Sie den Hintergrund bewusst gestalten. Möglich ist eine Vollfarbe, ein Farbverlauf, ein Muster oder ein Foto. Die Vor- und Nachteile sollten Sie sorgsam abwägen. Eine kräftige Hintergrundfarbe, Muster und Fotos ziehen zwar von Weitem Passanten an, können aus der Nähe betrachtet jedoch beim Lesen stören. Erfahrungsgemäß eignen sich transparent wirkende Pastellfarben oder Farbverläufe. Die Schriftfarbe sollte sich aber gut lesbar von der Hintergrundfarbe abheben.


Schriftart und Schriftgröße


Für Überschriften eignen sich klare, leicht lesbare Schrifttypen wie Arial oder Helvetica. Für den Fließtext empfiehlt sich eine Schrift wie Times mit Serifen. Die Füßchen am unteren Buchstabenrand helfen dem Auge, in der Zeile zu bleiben. Die Titelschrift sollte so groß sein, dass sie auch aus einiger Entfernung noch zu entziffern ist: 96 pt fett wäre ideal, kleiner als 66 pt eher ungünstig. Angaben über Autoren und Institute sollten kleiner als der Titel sein: 60 pt. Überschriften im Text sind fett und mit etwa 56 pt angemessen (möglichst nicht kleiner als 36 pt). Der Text selbst ist mit 44 pt bequem lesbar, 32 pt empfindet man auf einem Poster bereits als „Augenpulver“. (Ein 44-pt-Text auf einer DIN-A0-Poster-Fläche wirkt wie ein 11-pt-Text auf einer DIN-A4-Seite.)


In den Spalten verwenden Sie am besten linksbündigen Flattersatz, denn die unterschiedlichen Wortabstände beim Blocksatz wirken unruhig. Bildunterschriften sollten etwas kleiner sein als der Text: idealerweise 40 pt. Die Nummern der Abbildungen erscheinen fett gedruckt deutlicher, sodass sie leicht zu finden sind, sofern der Text auf sie verweist.


Weniger ist mehr!


Am besten, Sie fassen sich kurz und konzentrieren sich auf den wesentlichen Aspekt der Studie. Die Texte lassen sich dann nämlich in angemessener Schriftgröße unterbringen, und die Bilder wirken großformatig einfach besser. So erleichtern Sie dem Betrachter des Posters die „Arbeit“ erheblich. Denn eine großzügige, augenfreundliche und damit entspannende Gesamtgestaltung transportiert die Kernaussage der Studie mühelos.





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Service für den Betrachter: Eine klare, großzügige Gestaltung erleichtert das Erfassen der Inhalte.
(Grafik: H. Hübner)