Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229(12): 1215-1222
DOI: 10.1055/s-0032-1327893
Klinische Studie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glaukomscreening mit dem Blaulicht-Muster-ERG und dem OCT – Sind beide Verfahren gleichwertig?

Screening for Glaucoma by Blue Light-Pattern ERG and OCT – Are the Methods Comparable?
K. Wolff
1   Augenklinik, Universitätsklinikum Rostock
,
F. Treumer
2   Klinik für Ophthalmologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
,
A. Jochens
3   Institut für medizinische Informatik und Statistik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
,
J. B. Roider
2   Klinik für Ophthalmologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
,
C. Kandzia
2   Klinik für Ophthalmologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

eingereicht 19. Februar 2012

akzeptiert 01. Oktober 2012

Publikationsdatum:
21. November 2012 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die bisherige Diagnostik zur Glaukom-Früherkennung beruht auf mehreren Untersuchungen. Auch dem OCT kommt eine wichtige Rolle zur Beurteilung der peripapillären Nervenfaserschichtdicke zu. Ebenso kann ein Untergang retinaler Ganglienzellen mittels Muster-ERG detektiert werden, sodass dies als ein weiteres Diagnosekriterium gezählt werden kann. Die Studie vergleicht die Ergebnisse des Stratus OCTs mit dem Blaulicht-Muster-ERG im Hinblick auf eine Glaukom-Früherkennung.

Patienten und Methoden: Bei 30 Normalprobanden, 20 Glaukom- und 20 Glaukomverdachtspatienten erfolgte eine Glaukomdiagnostik mit Tensiomessung, Funduskopie, Perimetrie, Pachymetrie und Ausmessung der peripapillären Nervenfaserschichtdicke mittels Stratus OCT. Ergänzt wurde dies um das Muster-ERG sowie die Erweiterung dessen mit einem Blaulichtfilter. Das OCT und das Blaulicht-Muster-ERG klassifizierten die Resultate als „gesund“ oder „pathologisch“, sodass in einer Kreuztabelle die Ergebnisse gegenübergestellt wurden und ein Korrelationskoeffizient bestimmt werden konnte.

Ergebnisse: Das Muster-ERG und damit auch das Blaulicht-Muster-ERG nimmt mit dem Alter ab. Nach Entwicklung einer alterskorrigierten Eichkurve für das Blaulicht-Muster-ERG konnten bis zum 56. Lebensjahr Normwerte festgelegt werden. Alle einbezogenen Normalprobanden wurden mittels Stratus OCT und Blaulicht-Muster-ERG als gesund klassifiziert. In der Gruppe der Glaukompatienten war die peripapilläre Nervenfaserschichtdicke und auch das Muster-ERG deutlich reduziert. Ein Blaulicht-Muster-ERG war hier meist nicht mehr auslösbar. Laut OCT wurden 9 von 40 Augen von Patienten mit Verdacht auf Glaukom als „pathologisch“ bewertet. Mit den Ergebnissen des Blaulicht-Muster-ERGs wurden 25 von 28 Glaukomverdachtsaugen als „gesund“ einschätzt. Aus der Kreuztabelle berechneten wir Cohens Kappa von 0,4. Die Sensitivität des Blaulicht-Muster-ERGs ermittelten wir mit 70 %, die Spezifität mit 97,7 %. Für das OCT wurde eine Sensitivität von 50 % und eine Spezifität von 100 % kalkuliert.

Schlussfolgerung: Das Blaulicht-Muster-ERG korrelierte in 87 % der Fälle mit dem OCT. Gesunde Probanden werden sicher erkannt ebenso wie manifest Glaukomerkrankte. Zur Differenzierung bei Patienten mit Glaukomverdacht kann das Blaulicht-Muster-ERG als ein zusätzliches, schnelles und kostengünstiges Diagnosekriterium hinzugezogen werden.

Abstract

Background: Up to now, several examinations are necessary to identify early glaucoma. It is also possible to analyse the peripapillary retinal nerve fibre layer thickness by means of OCT. The loss of retinal ganglion cells can be measured by pattern ERG, therefore this method could be used for the detection of early glaucoma. This study compares the results of the blue light-pattern ERG with the Stratus OCT for glaucoma early recognition.

Patients and Methods: We studied 30 healthy test persons, 20 patients with glaucoma and 20 patients with suspected glaucoma. Each group was examined using eye pressure measurements, funduscopy, perimetry, pachymetry und analysing the retinal nerve fibre layer by the Stratus OCT. The diagnostic work-up was completed by the pattern ERG and an upgrade with a blue light filtering glass. The results of the blue light-pattern ERG and the OCT (“healthy” or “pathological”) were compared in a cross table and the agreement between these two raters was measured by the Cohenʼs kappa coefficient.

Results: Pattern ERG and blue light-pattern ERG decrease with advancing age. After developing an age-matched calibration graph we defined standard values up to the age of 56 years. All included subjects were classified by Stratus OCT and blue light-pattern ERG as healthy. We recognised a significant reduction of the retinal nerve fibre layer thickness and the amplitude in the pattern ERG in the cluster of glaucoma patients. For most of them, a blue light-pattern ERG could not be recorded. Nine out of 40 glaucoma suspect eyes were judged as “pathological”. Regarding the amplitudes of the blue light-pattern ERG 25 of 28 eyes under suspicion of glaucoma were assigned as “healthy”. With the aid of the cross table we estimated a Cohenʼs kappa of 0.4. The sensitivity of the blue light-pattern ERG was computed to be 70 % and the specificity to be 97.7 %. For the OCT we calculated the sensitivity to be 50 % and the specificity to be 100 %.

Conclusion: The blue light-pattern ERG correlates in 87 % of our cases with the OCT. Healthy test persons are certainly identified just as well as definitely glaucomatous patients. To distinguish people suspected of early glaucoma the blue light-pattern ERG can be used as an additional, fast and economic diagnostic procedure.