Zusammenfassung
Hintergrund: Diäten haben für Patienten mit Krebs auf der Suche nach Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf
selbst zu beeinflussen, eine hohe Attraktivität.
Methoden: Auf Basis einer Analyse der Beiträge im größten deutschen Chatroom für Patienten
mit Krebs („Krebs-Kompass“), im Internetsuchdienst Google und Bing sowie der Beratungserfahrung
der Autoren wurden die derzeit in Deutschland relevanten „Krebsdiäten“ identifiziert.
Es schloss sich eine systematische Literaturaufarbeitung der klinischen Daten aus
Medline unter Berücksichtigung präklinischer Hinweise auf die Sicherheit der Diäten
an.
Ergebnisse: Die Recherche konnte Budwig-Diät, Gerson-Diät, kohlenhydratarme Kost, Krebskur nach
Breuß und Makrobiotik als häufigste Krebsdiäten identifizieren. Diese „Krebsdiäten“
basieren auf drei unterschiedlichen Konzepten zur Karzinogenese und den sich daraus
ableitenden Ernährungsempfehlungen: Krebs als Mangel oder Zuviel von bestimmten Substanzen
oder als Folge eines pathologischen Stoffwechsels der Tumorzellen. Durch die Diät
soll eine Heilung oder ein wesentlicher Beitrag zur Heilung geleistet werden. Für
keine der Diäten konnten jedoch wissenschaftlich fundierte Publikationen oder systematische
klinische Studien mit positiven Ergebnissen in Bezug auf das Überleben gefunden werden.
Demgegenüber finden sich Daten zu diätinduzierten Mangelerscheinungen und anderen
z. T. schwerwiegenden Folgen.
Schlussfolgerungen: Unter evidenzbasierten Kriterien gibt es derzeit keine Indikation für die Anwendung
einer der untersuchten „Krebsdiäten“. Da in einigen Fällen ein erheblicher Schaden
resultieren kann, sollte Patienten in der ärztlichen Beratung von „Krebsdiäten“ abgeraten
werden.
Abstract
Background: Diets against cancer are attractive for patients who try to influence disease progression.
Methods: In order to determine the most influential cancer diets in Germany, we analyzed the
chatroom for cancer patients „Krebs-Kompass“, the search machines Google and Bing
and our own counseling experience as experts. We conducted a systematic literature
review of clinical data in Medline also considering preclinical data on safety.
Results: The most often mentioned „cancer diets“ are Budwig diet, Gerson’s regimen, lowcarb
diet, cancer cure of Breuß and macrobiotic diet. These diets can be classified according
to the principle idea of carcinogenesis as follows: cancer as a lack or abundance
of a substance or as a consequence of pathological metabolism of cancer cells. Staying
in line with a specific diet the patients are thought to be able to cure themselves
or at least substantially contribute to cure. However, we did not find any scientific
publication of a clinical study which describes positive results regarding survival.
On the contrary, data show malnutrition and side effects.
Conclusion: There is no indication to consume a „cancer diet“. In some cases adverse effects can
occur. Cancer patients who are discussing nutrition should be warned about taking
up a „cancer diet”.
Schlüsselwörter Krebsdiät - Breuß - Budwig-Diät - Gerson-Diät - Makrobiotik - kohlenhydratarme Kost
- ketogene Diät
Keywords cancer diet - Breuss Diet - Budwig Diet - Gerson regimen - macrobiotics - lowcarb
diet - ketogenic diet