Sprache · Stimme · Gehör 2013; 37(01): 46-53
DOI: 10.1055/s-0032-1321915
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Visuell bedingte Lesestörungen nach erworbener Hirnschädigung: Klinik und Anamnese

Peripheral Visual Reading Disorders after Acquired Brain Damage: Clinical Findings and Treatment
S. Reinhart
1   Klinische Neuropsychologie und Neuropsychologische Ambulanz, Universität des Saarlandes, Saarbrücken
,
B. Höfer
2   Logopädische Praxis, Kirkel
,
G. Kerkhoff
1   Klinische Neuropsychologie und Neuropsychologische Ambulanz, Universität des Saarlandes, Saarbrücken
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 November 2012 (online)

Preview

Zusammenfassung

Lesen ist nicht nur relevant in Alltag und Beruf, sondern auch eine wichtige Voraussetzung für kognitive Leistungen wie etwa das kurz- und längerfristige Behalten und Weiterverarbeiten sprachlicher Informationen. Visuell bedingte Leseprobleme gehören zur Klasse der peripheren Lesestörungen und sind häufig nach Hirnschädigung beobachtbar. Im vorliegenden Beitrag geben wir zunächst einen Überblick über die wichtigsten Ursachen solcher Lesestörungen sowie ihre spezifische Anamnese. Die häufigsten Ursachen sind: homonyme Gesichtsfeldausfälle, visueller Neglect, beeinträchtigte elementare Sehleistungen (Sehschärfe, Kontrastsehen, Augenbewegungsstörungen), das Bálint-Holmes-Syndrom und die Reine Alexie oder Hemialexie. In einem späteren Beitrag werden bewährte und neue Therapieansätze sowie ausgewählte Ergebnisse aus eigenen Therapiestudien für Patienten mit visuellen Lesestörungen dargestellt.

Abstract

Reading is an indispensible prerequisite for vocational and private life, but is also important for subsequent cognitive abilities such as verbal working memory and long-term memory. Visually based reading disorders belong to the category of peripheral visual dyslexias and are frequently encountered after brain damage. Here, we describe the 5 most frequent causes of such reading disorders: homonymous visual field defects, visuospatial neglect, reduced visual acuity or contrast sensitivity, eye movement disorders and Bálint-Holmes syndrome as well as their anamneses. In a subsequent report we will describe established and novel treatment techniques including the results of our own empirical treatment studies on patients with acquired visual reading disorders.