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DOI: 10.1055/s-0032-1319812
Gesprächsstoff
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
15 June 2012 (online)
- 1. Nationale Tagung Sturzprävention – Keine schnöde Stuhlgymnastik
- Deutscher Qualifikationsrahmen - DQR – Protest gegen Einstufung
- Aktion für Eine Bessere Vergütung – Bis zum 20. Juni 2012 unterschreiben
1. Nationale Tagung Sturzprävention – Keine schnöde Stuhlgymnastik
„Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden. Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.“ Mit diesem Zitat des Nobelpreisträgers George Bernard Shaw rundete Dr. Clemens Becker seine Eröffnungsrede ab. Er leitet die Klinik für Geriatrische Reha am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und initiierte die 1. nationale Sturzpräventionstagung, die am 22. und 23. März 2012 in Stuttgart stattfand. Gemeinsam mit Professorin Nadja Schott vom Institut für Sport-und Bewegungswissenschaften lud Becker über 40 Referenten ein: Experten aus Sport-und Wohlfahrtsverbänden, Universitäten und Hochschulen, Krankenhäusern und Krankenversicherungen. Sie präsentierten aktuelle Studien, schlugen eine Brücke zwischen Theorie und Praxis und zeigten auch, wie Kassen und Sportverbände Sturzprävention konkret bei älteren Menschen in Deutschland umsetzen. Die große Herausforderung ist dabei, jene Älteren zu erreichen, die weniger aktiv sind und nicht auf Kampagnen der Bundesinititative Sturzprävention anspringen. „Wir sind schon lange weg vom betreuten Sitzen mit Augenrollen“, betont Schott. „Mit Senioren kann man heute fast alles machen. Man muss nur die Intensität anpassen.“ Es werde nicht möglich sein, Stürze generell zu vermeiden. Doch über die Präventionsansätze solle es gelingen, das Selbstvertrauen der Betroffenen so zu stärken, dass sie bei einem Sturz ein „Macht nichts“-Gefühl entwickeln, weil sie wissen, es geht weiter.
Dr. Clemens Becker sprach einen weiteren Knackpunkt an: den Informationsfluss. Es sei wichtig, von den Stürzen mitzubekommen. Ärzte erfahren wohl nur von jedem fünften Sturz. Der Patient erzählt nichts, und die Ärzte fragen nicht, weil das Thema immer noch tabuisiert werde. Die passende Maßnahmenkaskade nach beispielsweise zwei Stürzen anzustoßen sei deshalb alles andere als trivial, weiß der Internist und Geriater.
Erfreulich: Über 200 Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Sport- und Bewegungswissenschaftler, Mediziner, Psychologen und Kassenvertreter reisten aus ganz Deutschland nach Stuttgart. Dr. Clemens Becker geht davon aus, dass 2014 die 2. nationale Sturzpräventionstagung stattfinden wird.
ba
Deutscher Qualifikationsrahmen - DQR – Protest gegen Einstufung
Zuerst sah alles ganz vielversprechend aus, doch dann kam die große Enttäuschung: Bund, Länder und Sozialpartner haben im Januar 2012 die Gesundheitsfachberufe im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) entgegen zuvor erfolgter Empfehlung nur auf Niveau 4 von 8 Niveaus eingestuft. Das verkündete der Deutsche Verband der Ergotherapeuten (DVE) Anfang April 2012. Für die Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden und Hebammen ist das ein herber Schlag: Ihre ausländischen Kollegen wurden aufgrund des Bachelors in der Regel auf Niveau 6 eingruppiert. Für die Deutschen dürfte es nun noch schwerer werden, im Ausland zu arbeiten. Die internationale Anerkennung dürfte dadurch sinken.
Die EU will mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) alle circa 15.000 Bildungsgänge Europas vergleichbar machen. Der DQR ist Teil des EQR. Der Arbeitskreis „Gesundheit“ ordnete im Februar 2010 exemplarisch für die Gesundheitsfachberufe die Physiotherapie im DQR ein: im Bereich Kompetenz mindestens auf Stufe 5, im Bereich Selbstkompetenz vollständig auf Stufe 6. Niveau 4 entspreche nicht den bisherigen Aussagen, moniert die AG MTG (Arbeitsgemeinschaft Medizinalfachberufe in der Therapie und Geburtshilfe) in ihrem Protestschreiben an Bund, Länder und Sozialpartner, das auch die Schulverbände der Berufe Logopädie, Ergo- und Physiotherapie unterzeichneten. Lernort und Zeitdauer gaben anscheinend den Ausschlag für die Einordnung und nicht die Handlungskompetenzen. Sie fordern eine Neuzuordnung der Gesundheitsfachberufe mindestens auf Stufe 5. Die Komplexität des Tätigkeitsfeldes und die Spezialisierung innerhalb der Tätigkeitsbereiche gehe weit über die Merkmale der Niveaustufe 4 hinaus.
ba
Aktion für Eine Bessere Vergütung – Bis zum 20. Juni 2012 unterschreiben
Viele Therapeuten sind mit der Vergütung therapeutischer Leistungen durch die gesetzlichen Kassen unzufrieden. Etliche Praxen sehen ihre Existenz bedroht. Mit der Unterschriften-Aktion „Wir verdienen mehr, als wir verdienen - für eine bessere Vergütung der Therapieberufe“ möchten die Berufsverbände der Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden die Politik und Öffentlichkeit auf diese Missstände gemeinsam aufmerksam machen. Auf dem Unterschriften-Formular des DVE heißt es: „Es wird Zeit, dass unser wichtiger Beitrag zur medizinischen Grundversorgung des Landes anerkannt wird. Es wird Zeit, dass wir Ergotherapeuten die Vergütung erhalten, die wir durch den qualitativ hochwertigen Dienst am Patienten verdienen. Es wird Zeit, dass die Grundlohnsummenbindung wegfällt oder zumindest um einen Steigerungsfaktor ergänzt wird, der die demografische Entwicklung und die finanziellen Unterschiede in den östlichen Ländern berücksichtigt.“
Die gesammelten Unterschriften werden die Verbände dem Bundesministerium für Gesundheit medienwirksam überreichen. „Der Weg muss frei werden für spürbare Erhöhungen in der Vergütung, auch und gerade in den neuen Bundesländern! Bitte machen Sie mit!“, fordert Arnd Longree, Vorsitzender des DVE. Bis zum 20. Juni 2012 sollten die Unterschriften beim DVE sein. Weitere Informationen unter: www.dve.info oder praxen@dve.info.
ba