ergopraxis 2012; 5(06): 8-9
DOI: 10.1055/s-0032-1319812
politik
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Publication Date:
15 June 2012 (online)

1. Nationale Tagung Sturzprävention – Keine schnöde Stuhlgymnastik

„Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden. Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.“ Mit diesem Zitat des Nobelpreisträgers George Bernard Shaw rundete Dr. Clemens Becker seine Eröffnungsrede ab. Er leitet die Klinik für Geriatrische Reha am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und initiierte die 1. nationale Sturzpräventionstagung, die am 22. und 23. März 2012 in Stuttgart stattfand. Gemeinsam mit Professorin Nadja Schott vom Institut für Sport-und Bewegungswissenschaften lud Becker über 40 Referenten ein: Experten aus Sport-und Wohlfahrtsverbänden, Universitäten und Hochschulen, Krankenhäusern und Krankenversicherungen. Sie präsentierten aktuelle Studien, schlugen eine Brücke zwischen Theorie und Praxis und zeigten auch, wie Kassen und Sportverbände Sturzprävention konkret bei älteren Menschen in Deutschland umsetzen. Die große Herausforderung ist dabei, jene Älteren zu erreichen, die weniger aktiv sind und nicht auf Kampagnen der Bundesinititative Sturzprävention anspringen. „Wir sind schon lange weg vom betreuten Sitzen mit Augenrollen“, betont Schott. „Mit Senioren kann man heute fast alles machen. Man muss nur die Intensität anpassen.“ Es werde nicht möglich sein, Stürze generell zu vermeiden. Doch über die Präventionsansätze solle es gelingen, das Selbstvertrauen der Betroffenen so zu stärken, dass sie bei einem Sturz ein „Macht nichts“-Gefühl entwickeln, weil sie wissen, es geht weiter.

Dr. Clemens Becker sprach einen weiteren Knackpunkt an: den Informationsfluss. Es sei wichtig, von den Stürzen mitzubekommen. Ärzte erfahren wohl nur von jedem fünften Sturz. Der Patient erzählt nichts, und die Ärzte fragen nicht, weil das Thema immer noch tabuisiert werde. Die passende Maßnahmenkaskade nach beispielsweise zwei Stürzen anzustoßen sei deshalb alles andere als trivial, weiß der Internist und Geriater.

Erfreulich: Über 200 Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Sport- und Bewegungswissenschaftler, Mediziner, Psychologen und Kassenvertreter reisten aus ganz Deutschland nach Stuttgart. Dr. Clemens Becker geht davon aus, dass 2014 die 2. nationale Sturzpräventionstagung stattfinden wird.

ba