Z Orthop Unfall 2012; 150(04): 360-367
DOI: 10.1055/s-0032-1314958
Knie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mittelfristige klinische und radiologische Ergebnisse nach autologer osteochondraler Transplantation unter Berücksichtigung der Lebensqualität

Clinical and Radiological Mid-Term Results after Autologous Osteochondral Transplantation under Consideration of Quality of Life
B. Marquass
1   Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
,
T. Mahn
2   Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, Max-Planck-Institut, Dresden
,
T. Engel
3   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, St. Elisabeth Krankenhaus, Leipzig
,
J. Gossner
4   Abteilung für Klinische Radiologie, Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende, Göttingen
,
J. D. Theopold
1   Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
,
N. von Dercks
1   Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
,
C. Racynski
5   Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie, Klinikum St. Georg, Leipzig
,
T. Rose
6   Ambulante OP-Praxis, Gelenkzentrum Leipzig
,
C. Josten
1   Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
,
P. Hepp
1   Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2012 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Behandlung vollschichtiger Knorpeldefekte stellt trotz intensiver Forschungsbemühungen unverändert eine klinische Herausforderung dar. Die Transplantation autologer osteochondraler Zylinder stellt eine mögliche Therapie dieser Defekte dar. Bekannte Probleme dieser Technik sind unter anderem degenerative Veränderungen der Zylinder und des Umgebungsknorpels sowie eine fehlende Integration zum umgebenden Knorpelgewebe. Langzeitergebnisse sind daher zur qualitativen Methodenbewertung wegweisend, wobei dem subjektiven Ergebnis und der vorhandenen Lebensqualität eine hohe Bedeutung zukommt. Patienten/Material und Methoden: Wir führten eine longitudinale Untersuchung an 22 Patienten 88 ± 14,5 Monate nach einer autologen osteochondralen Transplantation durch. Bei der Nachuntersuchung erfolgte neben der Bestimmung von klinischen Scores eine Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit dem SF-36 und dem EQ-5D. Zur radiologischen Beurteilung wurden Röntgenaufnahmen beider Kniegelenke angefertigt und in Bezug auf arthrotische Veränderungen ausgewertet. 21 Patienten erhielten zeitnah zur Nachuntersuchung ein aktuelles MRT des operierten Kniegelenks. Als klinische Kontrollgruppe diente ein nach BMI, Geschlecht und Alter gematchtes Kollektiv von 19 Patienten mit einem fokalen Defekt an der medialen Femurkondyle, welche mit einer Mikrofrakturierung behandelt wurden. Ausschlusskriterien waren eine tibiale Kissing-Läsion, Bandinstabilität, generalisierte Arthrose sowie Achsfehlstellung. Ergebnisse: Für die OAT-Patienten betrug der mittlere Punktwert des IKDC-Scores 76,1 ± 18,2. Im Lysholm-Score wurden im Mittel 85,7 ± 16,3 Punkte erreicht. Verglichen mit einem 13,5 Monate nach der Operation erfassten Lysholm-Score ergab sich kein statistischer Unterschied zur jetzigen Nachuntersuchung. In den konventionellen Röntgenaufnahmen zeigte sich eine höhergradige Arthrose im betroffenen medialen Kompartiment, verglichen zur gesunden medialen Gegenseite. Bei der MRT-Auswertung zeigte sich ein mittlerer modifizierter MOCART-Score von 41,2 ± 7,7 für die OAT-Gruppe und von 39,4 ± 16,1 für die MF-Gruppe ohne statistisch signifikante Differenz. In der OAT-Gruppe fand sich weiterhin bei allen Patienten eine vollständige ossäre Integration der transplantierten Zylinder. Ein Ödem im transplantierten Zylinder zeigte sich zentral gelegen bei 7 Patienten und generalisiert bei 2 weiteren Patienten. Ein Zylinderödem ging mit einer tendenziell höheren Angabe der Schmerzintensität auf einer VAS einher. In Bezug auf die Lebensqualität zeigten OAT-Patienten im körperlichen Summenscore des SF-36 bessere Ergebnisse als die Kontrollgruppe. Im psychischen Summenscore fanden sich keine signifikanten Unterschiede. Schlussfolgerung: Die autologe osteochondrale Transplantation hat unverändert ihren Stellenwert in der Therapie vollschichtiger Knorpeldefekte und bietet zufriedenstellende mittelfristige Ergebnisse, auch wenn eine fortschreitende unikompartimentelle Arthrose nicht zu verhindern scheint. Ein Ödem des transplantierten Zylinders geht mit einer verstärkten Schmerzintensität einher und kann ein indirektes Zeichen einer darüberliegenden Knorpeldegeneration darstellen.

Abstract

Background: Treatment of full-thickness cartilage defects remains a challenge in musculoskeletal surgery. Autologous osteochondral transplantation represents a possible solution for the repair of affected areas. However, some problems like degenerative changes of the transplanted cylinders and the surrounding cartilage or lack of cylinder integration to the surrounding cartilage arise with this method. Thus mid-term results respecting the quality of life are useful for assessment of the method. Patients/Material and Methods: We investigated 22 patients with a mean follow-up of 88 ± 14.5 months after autologous osteochondral transplantation due to a full-thickness cartilage defect of the medial femoral condyle. Beside clinical scores we assessed at follow-up the quality of life using the SF-36 health survey and the EQ-5D. Furthermore, radiological changes were detected and MRI was performed in 21 patients. A control group of 19 patients, treated with microfracture, was matched in terms of BMI, gender and age. Exclusion criteria for this group were tibial kissing lesion, ligament instability, arthrosis and malalignment. Results: In a longitudinal comparison with results 13.5 months after operation, no difference in Lysholm score was found. In plain radiographs higher degrees of arthritic changes in the medial compartment compared to the unaffected knee were observed. MRI revealed a mean modified MOCART score of 41.2 ± 7.7 for the OAT group and of 39.4 ± 16.1 for the microfracture group, without being significant. For OAT patients all cylinders showed an osseous integration. However, cylinder oedema was found in 9 patients. Those patients had a higher intensity of pain on a visual analogue scale. Quality of life was better for OAT patients in the physical scale of SF-36, but not in the mental scale. Conclusion: Autologous osteochondral transplantation has an unaltered significance in treating full-thickness cartilage defects and leads to satisfying mid-term results. The development of early arthritic changes might not be preventable by this method. Oedema of the transplanted cylinders is attended by higher pain intensity and might be an indirect sign of cartilage degeneration.