Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(5): 320-326
DOI: 10.1055/s-0032-1313570
Fachwissen
Anästhesiologie Topthema: Nervenschäden bei Regionalanästhesie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nervenschäden bei Regionalanästhesie – Nervenschäden bei peripheren Blockaden: Klinik und Inzidenz

Nerve injuries associated with nerve blocks: clinic and incidence
Jennifer Münch
,
Thomas Volk
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Publication Date:
24 May 2012 (online)

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Zusammenfassung

Bleibende Nervenschäden im Rahmen peripherer Nervenblockaden sind eine Rarität. Häufig treten die Beschwerden kombiniert auf und bessern sich noch während des Krankenhausaufenthalts. In den bisherigen Studien wurden neurologische Dysfunktionen unterschiedlich definiert, wodurch die Angaben zur Inzidenz variieren. Interskalenäre Blockaden scheinen unter den verschiedenen Lokalisationen die höchste Inzidenz aufzuweisen. Die Dysfunktionen äußern sich in Parästhesien, Taubheit, Störungen im Berührungsempfinden und/oder Muskelschwäche. Eine Reduzierung neurologischer Beschwerden durch ultraschallgestützte Blockaden konnte durch bisherige Daten nicht gezeigt werden. Patientenbezogene Risikofaktoren, extreme Lagerungen während der Operation und andere Ursachen machen es oft schwierig, einen Zusammenhang zwischen den Beschwerden und den stattgehabten Blockaden zu finden. Dennoch zählen durch Blockaden hervorgerufene Nervenschäden zu den seltenen anästhesiebezogenen Zwischenfällen.

Abstract

Persistent nerve injuries in context of peripheral nerve blocks are uncommon. Previous surveys and prospectively designed studies have specified neurological dysfunctions in different ways, which may cause the variability of data about incidence; so it has to be reckoned with about 5% after 1 week, 1% after 1 month and 0,01% after 6 months. Amongst the different locations interscalene blocks with their associated surgical procedures seem to have the highest incidence. Establishing the correlation between disabilities and the performed block technique often constitutes difficulties, especially when other reasons like patient positioning techniques, tractions, ischemia and surgery related nerve injuries have to be considered. Dysfunctions manifest as numbness, parasthesia, tingling sensation and/or amyasthenia. Fortunately long-term lesions, caused by nerve blocks are a rarity.

Kernaussagen

  • Bleibende Nervenschäden aufgrund einer peripheren Blockade sind sehr selten.

  • Schmerzäußerungen bei der Anlage müssen ernst genommen werden und können Hinweise auf die Schädigung eines Nervs sein.

  • Eine schmerzfreie Nervenblockade schließt ein späteres Auftreten neurologischer Dysfunktionen nicht aus.

  • Cave Kausalität! Oft sind die postoperativen Beschwerden nicht auf die Nervenblockade zurückzuführen. Lagerungen, Bandscheibenvorfälle etc. können Ursache sein und bedürfen differenzialdiagnostischer Abklärung.

  • Vaskuläre, systemische und neurologische Grunderkrankungen sowie perioperative Maßnahmen, wie z.B. die Lagerung der Extremitäten und operationsbedingte Risiken, stellen Risikofaktoren für die Entstehung von Nervenschäden dar.

  • Nach Blockaden der oberen Extremitäten ist häufiger mit passageren neurologischen Dysfunktionen zu rechnen als nach Blockaden der unteren Extremitäten.

  • Für ultraschallgestützte Punktionen konnte bisher keine Reduktion der Inzidenz von Nervenschäden nachgewiesen werden.

Ergänzendes Material