ergopraxis 2012; 5(03): 8-9
DOI: 10.1055/s-0032-1306971
politik
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Publication Date:
02 March 2012 (online)

 

AOK Sachsen-Anhalt – Verordnungen wieder genehmigungspflichtig

Die AOK Sachsen-Anhalt ist nach der Novitas BKK die zweite Krankenkasse, die bei Verordnungen außerhalb des Regelfalls wieder auf ein Genehmigungsverfahren besteht. Sie hat die Genehmigungspflicht seit Januar 2012 für alle Einzelbehandlungen der Ergotherapie wieder eingeführt. Wie der Deutsche Verband der Ergotherapeuten (DVE) berichtet, unterliegen andere Maßnahmen wie die Behandlung in der Gruppe nicht dem Genehmigungsvorbehalt.

Der Berufsverband geht nicht davon aus, dass die Genehmigungspraxis von anderen Krankenkassen in größerem Umfang wieder aufgenommen wird: „Nach wie vor zeigt sich, dass der Verwaltungsaufwand einer Genehmigung auf Seiten der Kassen enorm ist und auch der Ärger mit dem Versicherten spätestens bei der Ablehnung enorm hoch sein kann.“ Eine Ablehnung wirke sich zudem häufig katastrophal aus. Müssen beispielsweise Patienten mit Apoplex eine 12-wöchige Behandlungspause einlegen, beginne die Therapie meist von vorne, moniert der DVE. Das gelte vor allem auch für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Und diese gehören in der Regel nicht zu den jungdynamischen wechselwilligen Krankenkassenversicherten, im Gegenteil.

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Versorgungsreport „Gesundheit im Alter“ – Wissenslücken schließen

Es ist allgemein bekannt: In Deutschland wird der demografische Wandel die Gesellschaft schon in wenigen Jahrzehnten grundlegend verändert haben. Durch steigende Lebenserwartung und veränderte Altersstruktur werden künftig mehr Menschen an altersbedingten Krankheiten leiden als heute. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) schätzt in seinem jüngst vorgelegten Versorgungsreport 2012 „Gesundheit im Alter“, dass die Zahl der Demenzkranken im Jahr 2050 auf bis zu 3 Millionen steigen wird - 90 Prozent davon pflegebedürftig. Aktuell haben etwa 1,3 Millionen Menschen eine Demenz.

Die Prognose des Basler Gesundheitsökonomen Stefan Feldner überrascht: Die höhere Lebenserwartung führe in den kommenden Jahrzehnten zu keiner Kostenexplosion. Diese Schlussfolgerung erscheint nur plausibel mit dem Wissen, dass Feldner lediglich Gesundheitskosten fokussiert und die Pflegekosten außer Acht lässt: Nach seinen Berechnungen werden die GKV-Ausgaben aufgrund des zunehmenden Anteils älterer Menschen bis 2050 um 19 Prozent steigen - also geringer als erwartet. WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber begründet dies damit, „dass die Behandlungskosten vor dem Tod eines Menschen besonders hoch sind - unabhängig davon, ob er mit 70, 80 oder 90 Jahren stirbt“. Laut Versorgungsreport entspricht der Kostenanstieg aufgrund der alternden Gesellschaft einem Ausgabenplus von 0,4 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Allein zwischen den Jahren 2005 und 2009 stiegen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahresmittel um 3,7 Prozent.

Der Versorgungsreport liefert auf seinen 415 Seiten Analysen und Fakten, beleuchtet die vielfältigen Konsequenzen des demografischen Wandels für das Gesundheitswesen und zeigt Ansätze auf. Beispielsweise lassen sich durch Sturzprävention in Pflegeheimen laut AOK-Angaben 20 Prozent aller Hüftfrakturen bei Heimbewohnern verhindern. Weitere für Ergotherapeuten interessante Schwerpunkte:

  • > spezielle Behandlungsbedürfnisse älterer Menschen

  • > Gesundheitsförderung und Prävention im Alter

  • > neue Ansätze für die Versorgung von an Demenz Erkrankten

  • > Wohnen im Alter

Die Autoren des Reports sind sich einig: Die Versorgung älterer Menschen muss auf deren Belange zugeschnitten sein. Das ist noch nicht überall gegeben.

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C. Günster, J. Klose, N. Schmacke (Hrsg.):
Versorgungs-Report 2012. Schwerpunkt: Gesundheit im Alter.
Schattauer, Stuttgart 2012.
49,90 €.


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