Zusammenfassung
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland steigen seit 10 Jahren im Durchschnitt ca.
3 % pro Jahr und betragen mittlerweile annähernd 280 Mrd. EUR. Die Ausgaben für
stationäre Behandlungen als größter Kostenblock sind seit der Einführung der
DRGs bereits intensiv analysiert worden. Der zweitgrößte Kostenblock
„Arzneimittelkosten“ wurde hingegen deutlich weniger erforscht, obwohl diese
Kosten in den letzten 10 Jahren annähernd doppelt so stark gestiegen sind wie
die Kosten für ärztliche Behandlung. Detaillierte Auswertungen zur Verteilung
und Entwicklung der Kosten nach Indikations- und Altersgruppen sind derzeit nur
vereinzelt und zumeist für den Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung
verfügbar.
Diese Forschungsarbeit beantwortet die Frage, wie sich die Arzneimittelkosten
einer deutschen privaten Krankenversicherung mit mehr als 600000 Mitgliedern
nach Alters- und Indikationsgruppen in den vergangenen Jahren entwickelt haben,
um die Wirkung von Preis- und Mengenveränderungen je Alters- und
Indikationsgruppe identifizieren zu können. Hierzu werden die
Arzneimittelausgaben dieser Krankenversicherung detailliert untersucht und die
Kostenentwicklung je Altersgruppe nach Preis- und Mengeneffekten analysiert, um
zu verstehen, in welcher Altersgruppe die Verschreibungshäufigkeit von
Medikamenten sowie der Arzneimittelpreis für die Kostenentwicklung ursächlich
verantwortlich sind. Zudem wird anhand zwei der größten Indikationsgruppen eine
detaillierte Analyse vorgenommen.
Im Ergebnis zeigt sich, dass sowohl Preis- als auch Mengeneffekte für einen
Kostenanstieg von 7,3 % verantwortlich sind. Der Kostenanstieg ist dabei in den
höheren Altersgruppen stärker ausgeprägt. Diese Steigerung ist dauerhaft für das
Krankenversicherungssystem nicht tragbar und wird sich aufgrund der
demografischen Zunahme der hohen Altersgruppen noch verstärken.
Abstract
Health Insurance costs in Germany have grown by 3 % p. a. over the last ten years
and amount to approx. 280 bn EUR in 2009. While costs for stationary treatment
as the largest cost category have been intensely analyzed over the past years,
pharmaceutical expenses have been analyzed in less detail, mostly focusing on
the Statutory Health Insurance side, even though pharmaceutical expenses have
grown almost twice as much as costs for ambulant treatments.
This research article therefore focuses on the question how pharmaceutical
expenses in a large German private health insurance company are allocated with
respect to age and indication groups, and how those have developed during the
past four years. Therefore, the data of a private health insurance company with
more than 600.000 customers was split into price and volume effects per age
group to understand if price or volume drives the cost development.
Additionally, the two largest indication groups are analyzed in detail.
As a result, both price and volume effects drive an overall cost increase of
7,3 %. These effects are even stronger in older age groups. This strong cost
increase is not sustainable for the German health insurance system over a longer
period of time and will even further increase due to the ageing of the German
population.
Schlüsselwörter
Arzneimittelkosten - Private Krankenversicherung - Demografie - Deutschland
Keywords
pharmaceutical expenses - private health insurance - demographic - Germany