Verursacht anthroposophische Medizin Masern-Ausbrüche?

Erwiderung

Das Merkblatt der GAÄD  enthält Aussagen, die nicht haltbar sind: So werden Homöopathika als „wesentliche Säulen“ der Masernbehandlung dargestellt. Ein Cochrane Review wird falsch zitiert: Das Merkblatt zitiert es mit folgenden Worten: „Die maßgebliche wissenschaftliche Übersichtsarbeit (Cochrane Review) kam 2005 zu der immer noch aktuellen Aussage, dass es keine verlässlichen Studien zur Sicherheit und Effektivität der Masern-Mumps-Rötelnimpfung gibt“; tatsächlich heißt es in den Schlussfolgerungen jedoch: „The design and reporting of safety outcomes in MMR studies, both pre- and post-marketing, are largely inadequate“ [1]). Ferner wird behauptet, dass eine natürlich verlaufende Maserninfektion Vorteile für die kindliche Entwicklung mit sich bringe. Der zitierte Lancet-Artikel war im Zusammenhang mit meiner Arbeit nur in Bezug auf die Impfraten relevant.

Der Länder-Vergleich mit Frankreich belegt aus meiner Sicht nichts; es existieren viel zu viele Störfaktoren (z.B. genetische oder umweltbedingte Faktoren), um hier kausale Schlüsse zu ziehen. Dass den Impfentscheid letztlich die Eltern treffen müssen, ist unbestritten. Dieser Umstand entlastet jedoch uns Ärzte nicht von der Pflicht, Patienten vorurteilsfrei und wahrheitsgemäß zu informieren. Das Merkblatt der GAÄD hat meine Zweifel, ob anthroposophisch orientierte Ärzte dies regelmäßig tun, nur verstärkt.

• Literatur

• 1 Demicheli V, Jeffersen T, Rivetti A, Price D. Vaccines for measles, mumps and rubella in children. Cochrane Database Syst Rev 2005; Oct 19: CD004407