Dtsch Med Wochenschr 2011; 136(51/52): 2641-2643
DOI: 10.1055/s-0031-1292873
Weihnachtsheft | Commentary
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Das Medizinische reizte mich …“

Ärzte in Goethes Leben und Schriften „Medicine appealed to me ...“ – Physicians in the life and works of Goethe
K. Engelhardt†
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Dezember 2011 (online)

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Über sein Straßburger Studium schreibt Goethe [9]: „Das Juristische trieb ich mit so viel Fleiß, als nötig war… Das Medizinische reizte mich, weil es mir die Natur nach allen Seiten, wo nicht aufschloß, doch gewahr werden ließ…“ Ärzte lernte Goethe kennen, weil er oft krank war [7]. 1768 hatte er als Leipziger Student eine Lungenblutung. Zurückgekehrt ins Frankfurter Elternhaus, kämpfte er mit einer tuberkulösen Halsdrüsengeschwulst. Sein Arzt bereitete selbst geheimnisvolle Arzneimittel. Als es dem jungen Kranken ganz schlecht geht, wird der Arzt gebeten, dieses Medikament endlich zu geben: „Das Salz war kaum genommen, so zeigte sich eine Erleichterung des Zustandes, und von dem Augenblick an nahm die Krankheit eine Wendung, die stufenweise zur Besserung führte“ [9].

Seine Höhenangst überwand Goethe, indem er sich zwang, mehrfach längere Zeit auf der obersten Plattform des Straßburger Münsters zu stehen. Chronisch waren Mandelentzündungen und ein Nierensteinleiden. 1801 bedrohte ihn eine Gesichtswundrose mit hohem Fieber und Delir. 1823 trat eine „Herzbeutelentzündung“ auf, die als erster Herzinfarkt interpretiert wird [16].

Mit 74 Jahren verliebte sich Goethe in die 19-jährige Ulrike von Levetzow. Als sein Heiratsantrag abgelehnt wird, denkt Goethe an Suizid, an „ein Kraut, des Körpers Qual zu stillen“. Das Spiel der polnischen Pianistin Marie Szymanowska richtet ihn auf, Musik wird zur Therapie [5]. Der Untertitel meiner Arbeit „Ärzte in Goethes Leben und Schriften“ bezieht sich auf reale, nicht auf fiktionale Ärzte, die in seinen Romanen und Dramen ebenfalls eine große Rolle spielen.