Sprache · Stimme · Gehör 2012; 36(01): 33-39
DOI: 10.1055/s-0031-1287818
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung parallelisierter Wortlisten zur Verlaufsdiagnostik bei dyslektischen Kindern[ *]

Developing Parallelised Word Lists for a Repeated Testing of Dyslectic Children
S. Repscher
1   Neurologische Klinik, Sektion Klinische Kognitionsforschung (Leiter: Prof. Dr. F. Binkofski), Medizinische Fakultät, RWTH Aachen University
,
M. Grande
1   Neurologische Klinik, Sektion Klinische Kognitionsforschung (Leiter: Prof. Dr. F. Binkofski), Medizinische Fakultät, RWTH Aachen University
,
S. Heim
2   Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM-1), (Direktorin: Prof. Dr. K. Amunts) Forschungszentrum Jülich GmbH
,
M. van Ermingen
3   Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, (Direktor: Prof. Dr. Dr. F. Schneider), Sektion Strukturell-funktionelles Brain Mapping, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen University
,
J. Pape-Neumann
1   Neurologische Klinik, Sektion Klinische Kognitionsforschung (Leiter: Prof. Dr. F. Binkofski), Medizinische Fakultät, RWTH Aachen University
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Publication Date:
02 December 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund:

Im Rahmen von Fördermaßnahmen bei Störungen des Leseerwerbs ist eine regelmäßige Überprüfung der individuellen Fortschritte unerlässlich. Ziel der vorliegenden Studie war es, bezüglich aller wesentlichen linguistischen Faktoren parallelisierte Wortlisten für eine solche Verlaufsdiagnostik bereitzustellen. Gleichzeitig sollte durch die Auswahl des Wortmaterials eine Überprüfung der verschiedenen Lesestrategien und damit im Ansatz eine modellorientierte Diagnostik ermöglicht werden.

Methode:

Es wurden 4 parallelisierte Gesamtlisten erstellt, die sich jeweils aus verschiedenen Worttypen zusammensetzen. Zur Überprüfung ihrer Parallelität wurden die Listen zunächst 28, nach Auswertung und Überarbeitung nochmals 24 Drittklässlern zum Lesen vorgelegt. Die Parallelität sowohl der einzelnen Listentypen als auch der Gesamtlisten wurde hinsichtlich der Parameter Lesezeit, Fehleranzahl und Lesestrategie getestet.

Ergebnisse:

Während die statistische Auswertung der 1. Version noch signifikante Unterschiede zwischen den 4 Gesamtlisten ergab, ist nach Überarbeitung der Listen nun deren Einsatz als Paralleltests näher gerückt. Die endgültige Bestätigung ihrer Parallelität anhand einer unabhängigen Stichprobe steht noch aus.

Abstract

Objective:

In the course of the long-term treatment of developmental dyslexia it is important to continuously observe the progress of the individual reader. Considering the lack of reading tests with parallel forms which can be repeatedly administered without learning effects, and which are quick to perform, this is a big challenge in German-speaking regions. The aim of this study, therefore, was to create such an instrument in the form of several parallelised word lists. At the same time, the lists should allow a specific testing of both the lexical and the non-lexical route of reading, based on items with different linguistic properties.

Method:

4 parallel lists were created, each composed of a wide range of different word material. To this end, word frequency, orthographic regularity, and morphological complexity were taken into account as linguistic criteria. To ensure that the lists were parallel with regard to the 3 parameters reading rate, accuracy and preferred reading strategy, they were presented to 28 third graders in a first test series. The lists were then revised and once again presented to 24 different children for final evaluation.

Results:

Whereas the statistical analysis of the first test series still differed with respect to the 3 above-mentioned parameters, in the revised version of the reading lists no more significant differences were found according to the linguistic criteria. As a consequence, as soon as an independent control sample has confirmed their parallelism, the lists will be ready for use for measuring the development of individual reading skills in dyslexic children.

*

*  Das hier vorgestellte Diagnostikverfahren entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Effekte von spezifischem vs. unspezifischem Training auf Hirnfunktion und Performanz bei kognitiven Subtypen von Dyslexie“. Die Probanden dieser Studie erhalten ein mehrwöchiges hochfrequentes Training, dessen Effektivität engmaschig zu überprüfen ist. Da für den deutschsprachigen Raum bislang kein Lesetest mit einer hinreichenden Zahl an Parallelformen existiert und da bei wiederholtem Einsatz derselben Testversion Übungseffekte zu befürchten sind, wurde eigenständig ein Testverfahren zur Verlaufskontrolle entwickelt.