Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(2): 118-126
DOI: 10.1055/s-0030-1262846
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effizienz als ein neuer Parameter zur Objektivierung der körperlichen Leistungsfähigkeit mittels 6-Minuten-Gehtest

Efficiency as a New Parameter of Physical Fitness of Patients in 6-Minute-Walk-TestE. M. Marek1 , 2 , Y. Friz1 , W. Pohl1 , P. Vogel3 , K. Mückenhoff1 , N. Kotschy-Lang3 , W. Marek1
  • 1Institut für Arbeitsphysiologie an der Augusta-Kranken-Anstalt, Bochum
  • 2Institut für Sportmedizin und Sporternährung, Ruhr-Universität Bochum
  • 3Berufsgenossenschaftliche Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. April 2011 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Untersuchung: Der 6-Minuten-Gehtest (6-MWT) ist in verbreitetes Testverfahren zur Erfassung der körperlichen Leistungsfähigkeit von älteren Patienten. Neben der Beurteilung der Gehstrecke sollten auch Parameter wie die Herzfrequenz berücksichtigt werden, die eine valide Maßzahl der körperlichen Beanspruchung darstellt. Häufig legt ein Patient nach einer Rehamaßnahme eine unveränderte Gehstrecke bei geringerer Herzfrequenz zurück. Auch dieses ist ein deutliches Zeichen einer verbesserten körperlichen Leistungsfähigkeit, die bei ausschließlicher Betrachtung der Gehstrecke nicht erfasst wird.

Methoden: Wir führten daher eine retrospektive Analyse des 6-WMT von 303 Patienten (69,2±8,7 Jahre) durch, die sich zu einem 3- bis 4-wöchigen Rehaaufenthalt in der BG-Klinik Falkenstein aufhielten. Ausgestattet mit einem tragbaren Pulsoximeter zur Registrierung der Sauerstoffsättigung und der Herzfrequenz wurden die Patienten angeleitet, die in 6 min maximal erreichbare Gehstrecke zu Beginn und am Ende des Rehaaufenthaltes zurückzulegen. Die Messungen erfolgten alle 30 s. Als neuer Parameter wurde die Effizienz E=S/6/fc eingeführt als Quotient aus Gesamtgehstrecke S, geteilt durch 6 min und geteilt durch die mittlere Herzfrequenz pro Minute fC.

Ergebnisse: Die Patientengruppe absolvierte im Eingangstest eine Gehstrecke von 351±79,4 m (Herzfrequenz, 106,2±12,7 Schläge/min) und beim Abschlusstest 362±76,0 m bei einer Herzfrequenz von 104±12,2 Schlägen/min. Dabei kam es zu einer Steigerung der Effizienz von 0,56±0,13 m/Schlag auf 0,59±0,12 m/Schlag (p<0,05). Die Effizienz korrelierte signifikant mit der Gehstrecke (p<0,01). Eine Steigerung der Gehstrecke am Ende des Rehaaufenthaltes wurde vornehmlich bei Patienten mit geringer Eingangsgehstrecke gefunden. 54 Patienten (18%), bei denen im Abschlusstest eine kürzere Gehstrecke mit niedrigerer Herzfrequenz im Vergleich zum Eingangstest gemessen wurde, wiesen Zugewinne der Effizienz im Abschlusstest auf.

Schlussfolgerungen: Erreicht ein Patient nach der Rehamaßnahme eine gegenüber dem ersten Gehtest unveränderte Gehstrecke bei einer niedrigeren Herzfrequenz, so drückt sich der erreichte Trainingseffekt in einer Vergrößerung des Parameters Effizienz aus. Die Effizienz ermöglicht damit eine Quantifizierung der körperlichen Leistungsfähigkeit, unabhängig von seiner Kooperation. Sie ist damit eine sinnvolle Ergänzung zur ausschließlichen Betrachtung des zurückgelegten Weges zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit und des erzielten Rehabilitationserfolges.

Abstract

Aims of the investigation: The 6-minute-walk-test (6-MWT) is an effective tool for measuring physical fitness in elderly patients. The increased walking distance is taken as a parameter for improved physical conditions. Frequently an unaltered walking distance is found after participation in a rehabilitation measure, but heart rate is significantly lower in the second challenge, indicating an improved physical fitness. This positive effect is not recognized when only the walking distance is considered.

Methods: We therefore carried out a retrospective analysis of the 6-MWT tests performed by 303 male patients (69.2±8.7 years) before and after 3–4 weeks of clinical rehabilitation. Instrumented by a mobile pulse oximeter for recording oxygen saturation and heart rate, patients were instructed at the outset and at the end of their rehabilitation stay to walk as fast as they could during 6 min. Measurements were performed every 30 s and printed. A new parameter, efficiency (E=S/6/fC) was introduced: the ratio of the walking distance, S, divided by 6 min and divided by the mean heart frequency, fC (beats/minute).

Results: The patients group walked 351±79 m at 106.2±12.7 beats/min in the initial 6-MWT and 362±76.0 m at a heart rate of 104.0±12.2 beats/min in the final test. Along with the increase in walking distance, efficiency E increased from 0.56±0.13 m/beat to 0.59±0.12 m/beat. Efficiency significantly correlates with the walking distance (p<0.01). 54 patients (18%) had an increased efficiency in the final test at the end of rehabilitation although they walked a shorter distance compared to the initial test value: they walked with a lower heart frequency.

Conclusions: The patient's performance of the second walk test with an unchanged distance at a lower heart frequency reveals an improved physical fitness. This is solely described by an increase of the parameter of efficiency, E. Calculation of this parameter delivers a quantification of the effect of exercise training irrespective of the patient's cooperation. Efficiency, hence, is a meaningful complement to the sole consideration of the distance walked in the assessment of physical fitness as a benefit of rehabilitation.

Literatur

Korrespondenzadresse

PD Dr. Wolfgang Marek

Institut für Arbeitsphysiologie

an der Augusta-Kranken-Anstalt

Bergstraße 26

44791 Bochum

eMail: Wolfgang.Marek@ruhr-uni-bochum.de