Z Orthop Unfall 2010; 148(2): 163-167
DOI: 10.1055/s-0029-1240961
Hüftgelenk

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Risiko der Nervenläsion in der Hüftendoprothetik

The Risk of Nerve Lesions in Hip AlloarthroplastyM.-B. Goetz1 , D. Seybold2 , F. Gossé3 , G. Muhr2 , B. Roetman2
  • 1Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kreiskrankenhaus Gifhorn GmbH, Gifhorn
  • 2Chirurgische Klinik und Poliklinik, BG-Kliniken Bergmannsheil GmbH, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
  • 3Orthopädische Klinik der MHH, Diakoniekrankenhaus Annastift, Hannover
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 April 2010 (online)

Preview

Zusammenfassung

Ziel: Die häufigsten Komplikationen bei der Endoprothetik des Hüftgelenks sind rezidivierende Luxation, periprothetische Frakturen, Infektionen oder Nervenschäden. Nervenläsionen sind bei diesen elektiven Operationen besonders schwerwiegend, weil der Schaden für den Betroffenen eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität bedeutet. In Abhängigkeit von der Ausgangssituation ergeben sich unterschiedliche Risiken, einen Nervenschaden bei der Implantation einer Hüftprothese zu erleiden. Besonders bei geplanten Beinlängenänderungen bei der chronischen hohen Luxation ist das Risiko dafür höher und wird besonders betrachtet. Methodik: In einer Medline-Recherche wurde die Literatur zum Thema Nervenschäden in der Hüftendoprothetik durchsucht und ausgewertet. Aus 126 Arbeiten wurden 18 Arbeiten genutzt, um Aussagen zur Häufigkeit von Nervenläsionen bei gleichzeitiger Beinverlängerung in Bezug auf die Ausgangssituation zu treffen. Ergebnisse: Die Wahrscheinlichkeit, bei der Implantation einer Hüftgelenksendoprothese einen motorischen Nervenschaden zu erleiden, hängt von der Ausgangssituation ab. Sie ist für die primäre OP bei der einfachen Koxarthrose am geringsten (0,5 %), deutlich höher bei der Hüftdysplasie (2,3 %, wenn nur geringfügig oder nicht verlängert wird) und am höchsten bei Prothesenwechseloperationen (3,5 %). Bei kontinuierlicher Beinverlängerung vor TEP-Implantation beträgt das Risiko eines Nervenschadens in der Literatur 5,9 % und korreliert linear mit der prozentualen Verlängerung bezogen auf den operierten Knochen. Schlussfolgerung: Distraktionsbedingte Nervenschäden sind bei einzeitigen Beinverlängerungen im Rahmen der Endoprothetik von mehr als 3 cm nicht wahrscheinlich. Größere Defekte können ebenfalls überwunden werden, allerdings sollte dies mehrzeitig oder mit kontinuierlichen Verfahren unter klinischem Neuromonitoring erfolgen.

Abstract

Aim: Repeated luxations, periprosthetic fractures, infections, and nerve palsies are the most frequent complications of hip alloarthroplasty. Paresis acquired during elective implantation entails considerable restrictions in the quality of life. The risk of sustaining a nerve injury depends upon the initial clinical situation, cases of planned leg lengthening in patients with hip dysplasia and high luxations being particularly at risk. Method: A Medline search was conducted using the query “nerve palsies during hip prosthesis implantation”, yielding 126 publications, of which 18 were used to predict the risk of nerve palsies in cases with simultaneous leg lengthening during total hip arthroplasties according to different preconditions. Results: The risk for an acquired nerve lesion during hip alloarthroplasty in arthritis was 0.5 %. In cases of hip dysplasia (with no or moderate leg lengthening during the procedure), the risk was increased to 2.3 %. An even higher risk of 3.5 % was found in cases of revision surgery. According to the literature, the risk of nerve palsies in cases of continuous leg lengthening before THA is raised to 5.9 % with a linear correlation between the amount of leg lengthening and rate of nerve palsies. Conclusion: Neural lesions during single-stage leg lengthening of less than 3 cm in hip alloarthroplasty are uncommon. More extensive lengthening can be achieved with continuous procedures, which should be conducted under clinical monitoring of the peripheral nerves to avert possible nerve injury.

Literatur

Dr. med. Bernd Roetman

Chirurgische Klinik und Poliklinik
BG-Kliniken Bergmannsheil GmbH
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum

Bürkle-de-la-Camp-Platz 1

44789 Bochum

Phone: 02 34/3 02 65 10

Fax: 02 34/3 02 65 42

Email: bernd.roetman@rub.de