Dtsch Med Wochenschr 1986; 111(37): 1416-1418
DOI: 10.1055/s-0029-1236189
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© 1986 by Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Analgetika-Abusus – ist das Phenacetinverbot ausreichend?

M. J. Mihatsch1 , M. Molzahn2 , E. Ritz3
  • 1Institut für Pathologie der Universität, Basel
  • 2Abteilung Nephrologie Humboldt-Krankenhaus, Berlin
  • 3Medizinische Universitätsklinik, Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
31 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Bundesgesundheitsamt hat durch eine Verbotsankündigung praktisch erreicht, daß Phenacetin ab Anfang April 1986 aus allen Misch-Analgetika entfernt worden ist. Diese Maßnahme folgt einer formellen Anmahnung durch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft vom Oktober 1985 („Wie lange noch Phenacetin?”; 4). Ein Jahrhundert nach Einführung des Phenacetins und 33 Jahre nach Erstbeschreibung der Phenacetin-Niere (28) erfolgt jetzt bei uns ein Schritt, der in fast allen Ländern mit einem nennenswerten Schmerzmittelproblem bereits längst vollzogen worden ist. Es erscheint jedoch sehr fraglich, ob die genannte Maßnahme ausreicht, um den in der Bundesrepublik weitverbreiteten Mißbrauch schwach wirksamer Kombinationsschmerzmittel mit seinen körperlichen Folgen, speziell der Analgetika-Nephropathie, wirksam einzudämmen. Es stellt sich nunmehr die Aufgabe, Maßnahmen zu ergreifen, um den nicht-bestimmungsgemäßen Gebrauch (Abusus) dieser Substanzen zu unterbinden, ohne den freien Zugang zu pharmakologisch sinnvollen Schmerzmitteln für eine rational begründbare Anwendung zu verhindern.

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