Zusammenfassung
Die Entwicklung berufsbezogener Therapiekonzepte gehört zu den zentralen Aufgaben
einer Psychosomatischen Rehabilitationsklinik. Rehabilitanden mit Burnout-Symptomatik
nehmen in unserer Klinik an einer psychodynamisch-interaktionellen Gruppenpsychotherapie
teil, die bei gleichbleibender Gruppenzusammensetzung durch eine ergotherapeutische
Projektgruppe ergänzt wird. In der ergotherapeutischen Arbeit an einer gemeinsamen
Aufgabe werden auf der Handlungsebene Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit und Leistungsmotivation,
soziale Kompetenzen und Ich-Funktionen trainiert. Dabei stellen sich in der Gruppe
im Sinne der Problemaktualisierung häufig ähnliche Konfliktsituationen dar, wie sie
die Teilnehmer von ihrer persönlichen Arbeitsplatzsituation kennen. Diese Konflikte
werden in der interaktionellen Gruppentherapie analysiert im Hinblick auf eigene Anteile,
Parallelen zu Konflikten in anderen Lebensbereichen und biografische Hintergründe.
Neue Konfliktlösungsstrategien werden erarbeitet, erprobt und eingeübt. Patienten
mit Burnout-Symptomatik zeigen in der Projektarbeit häufig eine übergroße Leistungsmotivation
und Anpassungsbereitschaft, Orientierung an dem Arbeitsergebnis und an den (vermuteten)
Reaktionen der anderen sowie Fürsorglichkeit für andere im Sinne altruistischer Abtretung
eigener regressiver Bedürfnisse. Die interaktionelle Therapie zielt auf die Auflösung
des dahinterliegenden zentralen Beziehungskonfliktes und Lenkung der Aufmerksamkeit
auf die erbrachte Leistung anstelle auf Unerledigtes. Zudem werden durch die gemeinsamen
Gruppentermine und die Zusammenarbeit auf der Handlungsebene das Zusammengehörigkeitsgefühl
auf der Station und persönliche Gespräche mit Mitpatienten gefördert, die einen wichtigen
Beitrag zum Therapieerfolg leisten.
Schlüsselwörter
Burnout - interaktionelle Gruppentherapie - ergotherapeutische Projektarbeit - stationäre
Rehabilitation - Übertragung und Gegenübertragung
Literatur
- 1
Geiselmann B, Linden M.
Vollstationäre, tagesklinische und kombiniert stationär-teilstationäre psychosomatische
Rehabilitation im Vergleich.
Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin.
2001;
4
1-9
- 2 Rabung S, Harfst T, Koch U. et al .Hamburger Module zur Erfassung allgemeiner Aspekte
psychosozialer Gesundheit für die therapeutische Praxis. Hamburg-Eppendorf; Universitätsklinikum
2007 (http://www.hamburger-mdule.de)
- 3 Schaarschmidt U, Fischer A W. AVEM – Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster.
2. Aufl. Frankfurt a. M.; Swets u. Zeitlinger 2003
- 4 Schulz von Thun F. Miteinander Reden 1. Reinbek bei Hamburg; Rowohlt 1997: 44-68
- 5 Streeck U. Psychotherapie komplexer Persönlichkeitsstörungen. Grundlagen der psychoanalytisch-interaktionellen
Methode. Stuttgart; Klett-Cotta 2007: 142-147
- 6 Weber A.
Das Burnout-Syndrom – eine Krankheit moderner Gesellschaften?. In: Weber A, Hörmann G, Hrsg Psychosoziale Gesundheit im Beruf. Stuttgart; Gentner
Verlag 2007: 75-90
Dr. med. Eva R. Kopka
Fachklinik für Psychosomatische Medizin
Mediclin Bliestal Kliniken
Am Spitzenberg
66440 Blieskastel
Email: e.r.kopka@bliestal.mediclin.de