Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(4): 218
DOI: 10.1055/s-0029-1222514
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Meningokokken-Infektionen - Impfstoffe mit Breitbandwirkung in der Prüfung

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Publication Date:
02 May 2009 (online)

 
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Jeder weiß: Meningokokken-Infektionen sind zwar nicht häufig, aber gefährlich (s. Kasten). Überproportional oft treffen sie Säuglinge. Mit den derzeit verfügbaren quadrivalenten Impfstoffen sind jedoch in dieser Altersgruppe keine starken und nachhaltigen Immunreaktionen belegt - nur Personen höheren Alters können damit adäquat geschützt werden. Jetzt werden Mehrfachimpfstoffe mit breiter Wirksamkeit gegen verschiedene Serotypen entwickelt, die auch im Säuglingsalter eine entsprechende Schutzwirkung bieten.

Vierfacher Schutz kurz vor Zulassung

Ein Beispiel ist der Vierfachimpfstoff MenACWY-CRM197 (Arbeitsname Menveo®). Er hat das Potenzial, vom Säugling bis zum Erwachsenen gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135 und Y ausreichende Antikörpertiter zu gewährleisten.

Neuen Phase-III-Daten zufolge [1] entwickelten Jugendliche nach einer Impfung mit dem Vierfachimpfstoff höhere Antikörpertiter als die Probanden der Kontrollgruppe. Als Kontrolle wurde ein konjugierter, in Deutschland ebenfalls noch nicht zugelassener Meningokokken-Impfstoff eingesetzt. Besonders guten Schutz bietet der neue Vierfachimpfstoff übrigens gegen den Meningokokken-Serotyp Y: 81 % der Jugendlichen entwickelten eine schützende Immunantwort. In der Kontrollgruppe dagegen war dies nur bei 54 % der Geimpften der Fall.

Auch in den anderen Altersgruppen (beginnend bei Säuglingen ab 2 Monaten), löst der Vierfachimpfstoff eine starke immunologische Abwehrreaktion gegen die 4 Meningokokken-Serotypen aus, wie andere Studien dokumentieren.

Wissenswertes zu Meningokokken-Infektionen

Durch Meningokokken verursachte Erkrankungen sind in Deutschland mit einer Inzidenz von unter 1 pro 100000 Einwohner relativ selten. Die Sterblichkeitsrate jedoch ist mit circa 9 % hoch. Klinisch kann sich die Meningokokken-Infektion als bakterielle Meningitis oder als Sepsis manifestieren. Selbst bei frühzeitiger antibiotischer Therapie kommt es zu Todesfällen. Von den Überlebenden leiden bis zu 19 % an Langzeitfolgen wie Taubheit und neurologischen Schäden.

Breitbandwirkung gegen den Serotyp B

In unseren Breiten werden die meisten Meningokokken-Infektionen allerdings von Meningokokken des Serotyps B verursacht. Allein im Jahr 2004 war dieser Serotyp für 72 % aller Meningokokken-Erkrankungsfälle in Europa verantwortlich. Auch in Deutschland ist diese Gruppe mit 67 % der häufigste Verursacher der Meningokokken-Meningitis und -Septikämie, sagte Prof. Matthias Frosch, Würzburg. Gab es bislang nur stammspezifische, regional einsetzbare Impfstoffe, könnte in naher Zukunft mit MenB ein Meningokokken-Impfstoff mit Breitbandwirkung auf den Markt kommen.

Dieser neue Impfstoff enthält verschiedene bakterielle Oberflächenproteine, die wahrscheinlich bei den meisten der weltweit vorkommenden B-Meningokokken vorhanden sind. Identifiziert wurden diese Antigene nach der kompletten Entschlüsselung des Genoms von Neisseria meningitidis (Abb. [1]). Die Phase-II-Daten sind vielversprechend: Über 95 % der Säuglinge im Alter zwischen 6 und 12 Monaten bildeten bereits einen Monat nach der 2. Gabe des Impfstoffs eine schützende Immunantwort aus.

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Abb. 1 Neisseria meningitidis. Bild: Novartis Behring

Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt

Quelle: Vortrag "Meningokokken - Neue Impfstoffe, neue Konzepte" auf der 1. Nationalen Impfkonferenz, Sponsor: Novartis Behring GmbH, Marburg

Literatur

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Abb. 1 Neisseria meningitidis. Bild: Novartis Behring