Bis um das 10-Fache hat in den letzten Jahrzehnten die Häufigkeit allergischer Erkrankungen
zugenommen. Neben der frühkindlichen Fehlsteuerung des Immunsystems durch das Fehlen
protektiver Reize („Hygienehypothese“) spielen wohl auch Umweltfaktoren bei der Förderung
der Allergieentwicklung eine entscheidende Rolle.
Neue Pollen, mehr Pollen, veränderte Pollen
So begünstigt der Klimawandel die Einwanderung von Neophyten mit zum Teil starker
allergener Potenz. Immer häufiger trifft man zum Beispiel inzwischen auch in unseren
Breiten – insbesondere im Süden und Osten Deutschlands – auf das Traubenkreuzkraut
(bot.: Ambrosia artemisiifolia), das eigentlich ein Hauptallergen der USA ist. Bereits
15 % der Bevölkerung besitzen Antikörper gegen das Ambrosiaallergen. Von diesen sensibilisierten
Personen leiden 25 % bereits unter Symptomen oder reagieren spezifisch im Provokationstest.
Auch die Pollenflugzeiten haben sich im Schnitt um 10–14 Tage verlängert, insbesondere
in Mitteleuropa. Darüber hinaus ist durch die üppige Versorgung mit dem Treibhausgas
Kohlendioxid (CO2) auch eine Zunahme der Pollenemission aus der Pflanze zu erwarten. Zu guter Letzt
verändern Luftschadstoffe die Pollenoberfläche. Dadurch ändert sich natürlich der
Protein- und Allergenausstrom, und es kommt zu einer verstärkten Freisetzung von pollenassoziierten
Lipidmediatoren (PALMs). An Haut und Schleimhäuten wirken diese Mediatoren proinflammatorisch
und allergiefördernd.
Neues Allergieforschungszentrum
Welche Auswirkungen dies für Allergiepatienten haben wird, und wie Forschung und Medizin
ihnen begegnen kann, ist noch nicht klar. Möglicherweise könnten Allergieleiden schneller
chronifizieren, und über Kreuzreaktionen zwischen Pollen- und Lebensmittelallergenen
könnten auch lebensbedrohliche Nahrungsmittelanaphylaxien immer häufiger werden.
Dies sind gute Gründe, weshalb das Helmholtz Zentrum München und die Technische Universität
München Ende des letzten Jahres begonnen haben, ihre Zusammenarbeit in der Allergieforschung
weiter zu intensivieren: Mit dem „Munich Allergy Research Center“ (MARC), an dem sich
insgesamt 20 Institute und Kliniken der beiden Forschungseinrichtungen beteiligen,
schaffen sie eine Institution, die in einer weltweit einzigartigen Weise Gesundheitsforschung
und klinische Versorgung bündelt.
Quelle: Pressemitteilung „TUM und Helmholtz Zentrum München gründen Münchner Allergie-Forschungszentrum“,
herausgegeben vom Helmholtz Zentrum München, Neuherberg