Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(2): 64
DOI: 10.1055/s-0029-1213740
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Veränderungen durch die Erderwärmung – Klimawandel auch für Allergiker relevant

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Publication Date:
24 February 2009 (online)

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Bis um das 10-Fache hat in den letzten Jahrzehnten die Häufigkeit allergischer Erkrankungen zugenommen. Neben der frühkindlichen Fehlsteuerung des Immunsystems durch das Fehlen protektiver Reize („Hygienehypothese“) spielen wohl auch Umweltfaktoren bei der Förderung der Allergieentwicklung eine entscheidende Rolle.

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Neue Pollen, mehr Pollen, veränderte Pollen

So begünstigt der Klimawandel die Einwanderung von Neophyten mit zum Teil starker allergener Potenz. Immer häufiger trifft man zum Beispiel inzwischen auch in unseren Breiten – insbesondere im Süden und Osten Deutschlands – auf das Traubenkreuzkraut (bot.: Ambrosia artemisiifolia), das eigentlich ein Hauptallergen der USA ist. Bereits 15  % der Bevölkerung besitzen Antikörper gegen das Ambrosiaallergen. Von diesen sensibilisierten Personen leiden 25  % bereits unter Symptomen oder reagieren spezifisch im Provokationstest.

Auch die Pollenflugzeiten haben sich im Schnitt um 10–14 Tage verlängert, insbesondere in Mitteleuropa. Darüber hinaus ist durch die üppige Versorgung mit dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) auch eine Zunahme der Pollenemission aus der Pflanze zu erwarten. Zu guter Letzt verändern Luftschadstoffe die Pollenoberfläche. Dadurch ändert sich natürlich der Protein- und Allergenausstrom, und es kommt zu einer verstärkten Freisetzung von pollenassoziierten Lipidmediatoren (PALMs). An Haut und Schleimhäuten wirken diese Mediatoren proinflammatorisch und allergiefördernd.

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Neues Allergieforschungszentrum

Welche Auswirkungen dies für Allergiepatienten haben wird, und wie Forschung und Medizin ihnen begegnen kann, ist noch nicht klar. Möglicherweise könnten Allergieleiden schneller chronifizieren, und über Kreuzreaktionen zwischen Pollen- und Lebensmittelallergenen könnten auch lebensbedrohliche Nahrungsmittelanaphylaxien immer häufiger werden.

Dies sind gute Gründe, weshalb das Helmholtz Zentrum München und die Technische Universität München Ende des letzten Jahres begonnen haben, ihre Zusammenarbeit in der Allergieforschung weiter zu intensivieren: Mit dem „Munich Allergy Research Center“ (MARC), an dem sich insgesamt 20 Institute und Kliniken der beiden Forschungseinrichtungen beteiligen, schaffen sie eine Institution, die in einer weltweit einzigartigen Weise Gesundheitsforschung und klinische Versorgung bündelt.

Quelle: Pressemitteilung „TUM und Helmholtz Zentrum München gründen Münchner Allergie-Forschungszentrum“, herausgegeben vom Helmholtz Zentrum München, Neuherberg