Zeitschrift für Komplementärmedizin 2009; 1(4): 1
DOI: 10.1055/s-0029-1185965
zkm | Editorial

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Stärken wir unsere Kinder, sie sind unsere Zukunft!

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Publication Date:
30 July 2009 (online)

Infekte sind der häufigste Konsultationsgrund beim Kinder- oder Hausarzt. Sie lösen Besorgnis aus, führen oft an die Grenzen der Belastbarkeit und sollen so rasch wie möglich wieder abklingen. Was ist normal und wie kann man infektanfällige Kinder stärken? Nimmt die Infektanfälligkeit seit den letzten Jahren zu?

Kinder entwickeln im Rahmen unspezifischer Infekte sehr schnell Fieber über 40 °C und bauen dadurch langsam ein leistungsfähiges Abwehrsystem auf. Das heißt, Kinder brauchen Infektionen. Im Grundschulalter geht die Infektanfälligkeit im Allgemeinen zurück: Das Immunsystem ist gereift. Homöopathen und Anthroposophen gehen davon aus, dass durch das Fehlen oder Unterdrücken frühkindlicher Infektionen im späteren Leben Allergien oder Krebserkrankungen gehäuft auftreten können. G. Soldner geht in seinem Artikel darauf ein und berichtet von mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema. Wie oft berichten die Eltern ihrem Arzt, nach dem letzten Infekt hätte das Kind dies oder jenes neu erlernt, wozu es zuvor nicht in der Lage war! Nun gibt es Erklärungen dafür.

Nimmt die generelle Infektanfälligkeit von Kindern zu? Tatsache ist, dass der hygienische Standard bei uns in Europa noch nie so hoch war wie heute. Dies reduziert sicherlich die Infektanfälligkeit, begünstigt aber bekanntermaßen die Allergieneigung. Krippenkinder erleiden doppelt so häufig Infekte der oberen Luftwege wie Kinder, die zu Hause aufwachsen. Hinzu kommt, dass sich Kinder heutzutage viel weniger bewegen als früher. Regelmäßige körperliche Bewegung, vorzugsweise an der frischen Luft, reduziert erwiesenermaßen die Häufigkeit von Atemwegsinfekten. Der Faktor „Stress“ ist auch bei Kindern ein Thema: Der Leistungsdruck steigt. Hinzu kommen oft instabile familiäre Beziehungen und die Anforderung unserer Gesellschaft an ein sehr vernetztes Denken. Psychischer Stress erhöht die Infektanfälligkeit, wie die Forschung im Bereich der Psychoneuroimmunologie belegt. Und dann nicht zuletzt unsere Umwelt: Welchen Einfluss Mobilfunkanlagen, DECT-Telefone, Elektrosmog und gentechnisch veränderte Nahrungsmittel haben ist bekannt, aber noch lange nicht beachtet. Dass sich Ozonsmog, Feinstoff, Stickoxide, Schwermetalle, belastetes Trinkwasser, die Kleidung sowie Ernährung auf unser Immunsystem auswirken, wissen wir alle.

Der interessante Beitrag von B. Uehleke zur Hydrotherapie macht deutlich, wie Kinder in jedem Alter von Kneipp'schen Anwendungen profitieren können und wie diese zu einer Stressreduktion des Organismus führen. R. Bohlayer geht in seinem Artikel umfassend auf die Typisierung und Behandlung der Infektanfälligkeit im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin ein. Der wichtige Part der mikrobiologischen Therapie wird von H. Dorstewitz dargestellt. Eine Regulationstherapie wäre ohne Waschungen, Wickel und Tees nicht denkbar und so greifen wir hierfür auf die langjährige Erfahrung des 1997 verstorbenen Kinderarztes H. Thomas zurück.

In der Rubrik „4 Fachleute“ schildern 4 Experten ihre Therapiestrategien bei chronischer Bronchitis beim Kind: die Phytotherapie mit unseren „westlichen“ Kräutern, die Prinzipien einer Klimatherapie, die wichtigsten Mittel der Homöopathie und die Behandlung aus Sicht der Anthroposophischen Medizin.

Vieles mag theoretisch bekannt sein, doch der Praxisbezug ist in diesem Heft aus jeder Zeile spürbar und was wäre dieses Heft schlussendlich ohne einen Fallbericht? W. Stör schildert spannend und selbstreflektierend einen eindrücklichen Fall erhöhter Infektanfälligkeit bei einem Schulkind.

Liebe Leser, es erwartet Sie eine konzentrierte Zusammenfassung der Therapiemöglichkeiten zu dem am meisten gefragten Thema in der freien Praxis: „Wieso ist mein Kind ständig krank?“ Nach dem Lesen wissen Sie mehr, mit Sicherheit.

Viel Spaß!

Dr. med. Mercedes Ogal, Brunnen (Schweiz)

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